An Haupt und Scham geschoren
Erst wirft man in den Kot den Glanz der Krone,
spuckt in den Wandlungskelch, entweiht den Schrein.
Dann lädt man Unzucht, daß sie ihm beiwohne,
zum Erben Davids, und sie reibt ihr Bein.
Die Linie fällt vom Edlen zum Vulgären,
so sah es Platon, sah es Hesiod.
Den Anus darf als Rose man verklären
und als Gedicht gichtfüßig lahmen Trott.
Die Schönheit hat den Bilderstreit verloren.
Kokotte wird Madame, das Mädchen Göre.
Das Mannweib glänzt, an Haupt und Scham geschoren.
Die Muse hat die Frucht gleich abgetrieben,
daß keine faule sich an goldner störe.
Mephisto hat den Arztbericht geschrieben.
Verwittertes Mosaik
Verweht ist der Fontäne weißes Gischten,
Delphine haben Splitter in den Flossen.
Gold feuchten Schimmers, das Tritonen fischten,
hat Muschelhorn blind in die Nacht gegossen.
Aus brackig-faulen Löchern schwaches Glimmen,
wie Blütensterne unter Dämmerranken.
Gesichte lichter Muse, sie verschwimmen,
gleich Asphodelen, die mit Schatten schwanken.
Der Nymphe aber, blauem Grund entstiegen,
den trägen Schaum der Wollust weich zu teilen,
auf Wellen trunkner Seufzer sich zu wiegen,
hat Glut der Anmut zarte Haut zerrissen,
Apollon traf das Herz mit scharfen Pfeilen.
Hin blich sie auf Selenes kalten Kissen.
Trost bei alten Gräbern
Der Horizont, Lid, das im Halbschlaf zuckt.
Hochlodern schwarze Fackeln von Zypressen.
Ins Niemandsland schwingt sich der Aquädukt,
die Völker, die er tränkte, sind vergessen.
Der Säule mit Akanthuskapitell
vernarbte Moos die wunden Kanneluren.
Versandet ist der Oden reiner Quell,
es rann der Sand aus jäh zerbrochnen Uhren.
Geh, Dichter, zu den Bildern bei den Toten,
wo sanfte Hand sich auf die Schulter legt,
entgegenglänzt ein Lächeln dunklem Boten.
Sprich nach die Inschrift auf bemoostem Steine:
„Da Jugendblüte fort der Sturm gefegt,
barg uns ein Gott in herbstlich stillem Haine.“
Nur einen Spalt
Noch brannte Licht im Flur, nur einen Spalt
ließ Mutter dir die Türe offenstehen,
und mußtest du sie lassen, lassen gehen,
das Licht, es gab dir einen kleinen Halt.
Doch bist aus wirren Träumen du erwacht,
war längst erloschen schwacher Hoffnung Scheinen,
verwaist fingst, hingekrümmt, du an zu weinen,
und weintest in der sternenlosen Nacht.
Und wähntest du, im Dämmerdickicht Welt
dir Trost zu finden wohl in Augen, feuchten,
erschienst dir dort als Bild von Glanz erhellt,
so fielst du wieder in das alte Grauen,
wenn Schatten dir das Spiegelbild verscheuchten.
O Schatten in der Iris dunkler Frauen.
Die Lilie Lied
Der Sternennächte feierliche Töne
hast, hoher Geist, du uns herabgesandt.
Zergeht im Rosenschimmer ihre Schöne,
lauscht noch das Herz, vom Bild des Monds gebannt.
Fiel unterm Asphalt Quell und Hoffnung trocken,
ward, was wir teilten, Brot des Worts zu Stein,
reicht deine Gnade uns der Wegzehr Brocken,
und dein Gesalbter segnet uns den Wein.
Verschleiern, Dichter, deinen Blick Dämonen,
beschlägt dir Trübsal Aug und Herz mit Dunst,
die Lilie Lied soll nicht bei Schatten wohnen.
Der Tau des Morgens wolle sie berücken,
behauchen froh erwachte Musenkunst,
daß auch der Reim, der letzte, mag noch glücken.
Was aus dem Dunkel ragt
Mag sich der Geist in hellen Sinn verleiben,
hebt sein Gesicht uns jedes Ding entgegen.
Auch wenn sich wieder Schleier darauf legen,
Traumbilder, blasse, der Erinnerung bleiben.
Nur Lichtumflossnes können klar wir schauen,
das rein Empfundne denken, ordnen, sagen.
Doch fühlen wir es aus dem Dunkel ragen,
wie Knospen, die sich uns zu öffnen trauen.
Gestalthaft spricht uns an der Grund des Lebens,
daß wir ihn fassen im geprägten Wort.
Ist es auch nur ein Augenblick des Schwebens,
wie zarten Falters, Nektar sich zu saugen,
und rinnt zur Urnacht es wie Tränen fort,
wir sahen uns im Spiegel feuchter Augen.
Die Wegzehr der Mythen
Wir zehren dichterisch von Hellas Mythen.
Uns münden Seufzer noch in Meergesängen.
Die auf den Triften Mytilenes blühten,
sind Veilchen auch auf unsren Wehmuthängen.
Hoch schwellen Adern unter den Asphalten,
ward auch der Gaia Herz zu grauem Quarze.
Noch rinnt in Daphnes zarten Lorbeerfalten
ein goldner Vers von schwermutzähem Harze.
Frierst, Dichter, du im Schnee der Hyazinthe,
wärm dich am edlen Blut, dem sie entsproß.
Streicht auf Selenes Lid Nyx schwarze Tinte,
gedenk des Mohnes, Morpheus Gnadengabe,
dank der dein Vers in Orphisch-Blau zerfloß,
des Traumgesumms um Hypnos Honigwabe.
Schüsse in Arkadien
Das alte Mädchen, lallend auf der Bank,
und keine Schulter, sich daran zu lehnen,
vor ihr die Flasche, Fusel, den sie trank.
Wie fern die nahen Amsel-Kantilenen.
Die Tätowierte mit dem Nasenring,
an ihren zarten Schläfen hämmert Dröhnen,
daß Traum ihr Leben sei, ein tumbes Ding.
Sie spuckt darauf, daß Feen in ihr stöhnen.
Mag, Dichter, Nachttau dir die Stirne kühlen,
siehst treiben deine Blüten du im Fluß,
ein geisterhaftes Wehen läßt dich fühlen,
wie sie zerpflückt der wilden Windsbraut Kuß.
Umsonst, ins Kissen tief den Kopf zu wühlen,
hörst fern du in Arkadien Schuß um Schuß.
Alte Frau am Fenster
Im Schoß die Hände, Warzen, Schründe,
still sitzt sie, Sonne, späte, scheint.
Sie zählt sie auf, die letzten Gründe,
warum sie lächelt, wem sie weint.
„Nun bin ich wie die alte Truhe,
drin schläft der Schleier und das Kleid,
oft knarzt sie wie im Firnschnee Schuhe,
mach ich sie auf, weht Duft von weit.
Im Spiegel seh ich all die Falten,
die mir den frühen Schmelz zerknüllt,
doch will dem Aug noch nicht erkalten
der Tau, der manchen Schmerz gestillt.
Wie ausgemergelt sind die Brüste,
und machte keine Milch sie prall,
war tief ein Durst doch, der sie küßte,
und ungestillt ward ihr Vasall.
Jetzt sind verblaßt die dunklen Düfte,
zerwühlte Knospe bleibt geneigt,
steif ward der Schwung der jungen Hüfte,
der volle Mund hängt schief und schweigt.
Doch hab ich noch den Blick ins Freie,
des Laubwerks Flimmerlabyrinth,
und sagt die Wolke mir, ich schneie,
reck ich die Hand hin wie ein Kind.
Ich habe noch den Weg zum Grabe,
wo ich die Veilchen ihm gesetzt.
O daß ich noch die Wunde habe,
die Tauglanz des Erinnerns netzt.“
Nun dunkelt es im kahlen Zimmer,
die Kerze ist herabgebrannt.
Es spielt im grauen Haar ein Schimmer,
vom Geist der Nacht zu ihr gesandt.
Schwärzliche Körner des Grams
Wie es wohl sein kann, daß mehr als Fülle die Leere uns tröstet?
Hör das Geratter des Tags, lausch in die Stille der Nacht.
*
Wie es die Wimpern beschatten, wie sich ihr Auge befeuchtet,
denn was sie las, war der Brief mit seinem Lilienemblem.
*
Was denn noch lesen, es bröckeln die Zeichen, die Namen verwittern,
überwuchert hat Moos, Flechte die Schrift auf dem Mal.
*
Kehlig erschallt der Ruf des Muezzins von Minaretten.
Sind wir in Mohammeds Reich? Nein, in germanischem Gau.
*
Blendender Muschel entstiegen, die selige Göttin der Liebe,
bald von den Salzen zersetzt, bitteren Tränen des Grams.
*
Zeugen wollen sie nimmer, weder im Geist noch im Fleische,
sondern des Kommenden Saat zehren sie auf vor der Zeit.
*
Feinde ziehen sie groß, am Busen die zischende Natter,
bis sich der giftige Zahn wühlt in das staunende Herz.
*
Bacchus umringte die Schar der fackelschwingenden Frauen,
er aber brachte den Wein, goldene Trauben des Lieds.
Heute siehst du auf Foren kurzgeschorene Mädchen
schwärzliche Körner des Grams streuen aus aschfahlem Vers.
*
Grenzen wahren sie nicht, sie wollen die Schwelle nicht hüten,
durch die offene Tür stieben die Flocken des Wahns.
*
Aus dem Dunkel der Erde nähren die Wurzeln die Krone,
aber die Wurzel der Luft reißt die erstickte hinab.
*
Sklaven hochtönender Phrase hörst du kläffend verkünden
aus dem Maulkorb der Angst, rein sei ihr eitriges Wort.
*
Unbeschworen zerfließen die Worte wie gleißende Tropfen,
heil aus dem Brunnen geschöpft hat sie dein Becher, Horaz.
*
O ihr Tränen, feuchte Glut auf den Wangen, mondbleichen,
weicher Lippen o Hauch, seufzt uns noch einmal im Traum.
*
Heilszeit schimmerte heimlich ins Lied von der rettenden Gnade,
Sternenlied des Vergil, war ihm auch Israel fern.
Die Blüten des Sublimen
Die frühen Keime, die noch immer sprossen
zu Liedes Blattwerk, mahlt man nun zu Staub.
Die Blüten, wo der Tau des Lichts geflossen,
die Sinnbegriffe: roher Mächte Raub.
Sie haben Wurzeln, die im Dunkel wohnen,
ihr grader Stamm reckt auf sich himmelwärts,
und Früchte schimmern in den hohen Kronen.
Das Wort hat Adern, Dichtern singt das Herz.
Nun mischt man Tag und Nacht, und alle Farben
zu fahlem Grau. Die von Verlaine gerühmten
Nuancen, Blüten des Sublimen, starben.
Nun sticht man in der Anmut weiche Wangen
mit geilen Blicken, rüde-unverblümten,
Apollos Locken rupfen Prosa-Zangen.
Sonett vom Liebestraum
Am Morgen sind am Ufer wir gegangen,
es hingen Fetzen Dunst noch überm Rhein,
die Vögel in den Schilfen aber sangen,
die Sonne stand, Monstranz vor offnem Schrein.
Wir stiegen durch das Feuer goldner Trauben
bis an des Eichenhaines kühlen Saum.
Wir sanken unterm Säuseln dunkler Lauben,
du in den deinen, ich in meinen Traum.
Und unsre Träume waren wie zwei Blüten,
vom Seufzen grüner Wellen sanft bewegt.
Es mischten sich, die kreisend sie versprühten,
die Düfte und die Schimmer unentwegt.
Der Mond hat ihnen, daß sie nicht verglühten,
auf ihre heißen Lippen Tau gelegt.
Der züngelnde Dämon
Der frühen Schöpfung Strahl brach sich die Schneise
durch Dunst und Angst, die Nacht hat er geballt
zu muschelheller, zarter Sinngestalt,
der Rose gab er Duft, Gesang der Meise.
Der hohe Geist hat Chiffren eingeschrieben
im Wolkenknäuel und im Farngezack,
schrieb mit dem Mond auf Wassers schwarzem Lack.
Im Schlaf der Tiere ist er wach geblieben.
Er lieh dem Dichter seinen Garten Eden,
wo er, von goldner Trauben Tau genährt,
das Wahre unter Schauern mochte reden.
Doch ließ er auch den glatten Dämon züngeln,
daß sich des Sängers lichter Sinn bewährt.
O Verse, dunkles Raunen, eitles Ringeln.
Der schwarze Parasit
Ein Dämon hat den Wurm ins Herz gesenkt.
Er nährt vom dunklen Blut sich und vom hellen,
er scheidet Säfte aus, die uns entstellen,
trübt unsern Blick, vom Schönen abgelenkt.
Solange sein Gespiele pocht und schwingt,
kann satt der schwarze Parasit sich saugen.
Ein Wurm der Nacht bedarf er keiner Augen,
doch zuckt er, wenn das Blut voll Wehmut singt.
Die Worte wäge, Dichter, wähl die reinen,
prüf, ob nicht Geifer in sie eingedrungen,
ob zwischen ihnen schon der Abgrund klafft,
den Orpheus Klagesang nicht übersungen.
Kein Schrei zieht ihn ins Licht, kein kindlich Weinen,
stürzt in die Nacht der Geist, vom Gift erschlafft.
Postscriptum
Philosophische Sentenzen und Aphorismen
Wir fanden nur das Postscriptum, das eigentliche Schreiben ging verloren; aber in der Nachschrift äußert sich oft das drängende Bedürfnis, ein lang Verschwiegenes, eine das Gemüt oder Gewissen bedrückende Last doch noch mitzuteilen und loszuwerden.
Als fiele zwischen den Wörtern Schnee, so dehnt sich der Raum ins Grenzenlose, Unabsehliche.
Wenn ihnen nichts mehr einfällt, präsentieren sie ihr Geschlechtsteil.
Weil sie nicht mehr zeugen, vermehren sie die Geschlechter.
Wer ohne Tabu dahinlebt, hat nichts mehr zu verlieren.
Wer nichts zu verlieren hat, ist arm dran.
Mißgestalten verketzern den Schönheitssinn.
Was wären Archilochos, Catull und Martial, was der geniale Maulheld Luther und gar der leidenschaftliche Heißsporn Kleist ohne die Funken, Stacheln und Granaten der polemischen Rede, die sie nunmehr als Haßrede verunglimpfen?
Frau Welt zeigt ihre schimmernden Brüste, dreht sich dann um und wackelt mit ihrem von Geschwüren verunstalteten Hintern: Sie eilen schon, aufgeregt, schnatternde Gnome, mit den samtenen Tüchern der Heuchelei und eines neuen Puritanismus, sie schamhaft zu bedecken.
Geistige Va-Banque-Spieler und Bankrotteure wollen die Welt retten, unter dem Narkotikum des Heilswahns Schwankende sie ins Lot bringen.
Gespaltene Zungen, die mit der Taube des Heiligen Geistes girren wollen.
Die Neu-Sprech-Hysterie seelisch frigider Amazonen und die Logophobie geistig impotenter Mannweiber werden die greise Mutter der Sprache, die Poesie, wie eine unverständlich lallende demente Seniorin ins Pflegeheim stecken und ihr mittels Verabreichung von Morphium und verordneten Konsums von TV-Literatur-Talk- und Rap-Shows zur Rekreation verhelfen.
Vergleichen wir den schrillen, den verhunzten Ton eines unangemessenen Ausdrucks und einer übertriebenen Metapher mit dem Mißgriff des Pianisten oder Geigers.
Die ihr Instrument nicht beherrschen, werden für unerhörte Grenzüberschreitungen gefeiert.
Sokrates, Hamann, Davila, die surrende Bremse am Ohr des irre die Augen verdrehenden, vergebens davongaloppierenden Kleppers öffentliche Meinung.
Welcher Wahn, den Graben zwischen den Geschlechtern mit erfundenen neuen verdecken zu wollen.
Der Dichter tänzelt über den alltagsplatten Boden wie der Akrobat über das Seil.
Aufgrund öffentlicher Auszeichnungen innerlich ausgezehrt.
Die da locken, Preisgelder und Stipendien, sie verführen meist dazu, dem, der sie vergibt, dem Zeitgeist mehr und mehr in den Arsch zu kriechen, bis das Talent gänzlich in ihm verschwunden ist.
Die nachts als sirrende Schwärme die Träume des Dichters heimsuchen, die Mücken der Worte, tags haften sie mit glitzernden Flügeln am Klebestreifen seines rachsüchtigen Verses.
Die moralische Entrüstung ersetzt leider nicht den Mangel an künstlerischer Reife.
Das Haus der Sprache, wie man es im Roman Musils finden könnte, als Ruine einer einst mit einem Park umgebenen klassizistischen Villa mit Jugendstilanbauten inmitten einer Industriebrache.
Parasiten bedürfen des langen Atems der Wirtspflanze, die sie trägt, und die dämonische Natur waltet gerecht, denn wenn diese atemlos ins Knie bricht, hat auch für jene die letzte Stunde geschlagen. – So auch die parasitären Eliten des Gesellschaftskörpers.
Der Punkt am Ende des Satzes, das Verstummen des Sterbenden, verwischt nicht die Spur seines Daseins.
Der im Bernstein des Gedichts auf ewig erstarrte Falter einer ephemeren Lebensekstase.
Enthusiasmus und der Rausch der Massen sind kein Qualitätssiegel, sonst stünden die von einem diabolischen Klumpfuß inszenierten Aufmärsche in einer Reihe mit den Triumphzügen der Cäsaren.
Das sentimentale Fiepen einer Maus, die vor dem Stampfen des tragischen Chores davonhuscht.
Der geistig Schwache läßt sich unmittelbar beeindrucken: Es muß wahr sein, weil jener es sagt, um den die blausten Gerüchte wogen, weil diese es bestätigte, deren Lächeln keiner widersteht.
Der neue Gedanke soll uns nicht überfallen und überrumpeln, sondern gleichsam zögernd auf der Schwelle weilen, sodann an die Türe pochen (aber nicht mit knöchernem Finger) und erst eintreten, wenn er auf unser Nachfragen seinen Namen genannt hat.
Ein Legato gilt den Atonalen schon als Ausweis neurotischer Harmoniesucht, ein Vibrato als heimtückische Verführung durch den längst bloßgestellten Geist der Tradition.
Das von anmutiger Hand entzündete Licht am nächtlichen Fenster sehen wohl viele, aber es gilt nur dem einen.
Beschneide die Ilias um die Stimmen der Heroen, bleibt nur ein unartikuliertes Schreien und Johlen, das Stimmengewirr der Soldateska, das Schmettern von Schwertern und Schilden, das Schwirren der Pfeile, das Flackern der Flammen bei den Totenfeiern, das Brausen des Meers.
Wo kein Quell mehr singt, verkarstet die Landschaft der Seele.
Die abendlichen Schönwetterwolken sind uns ein Vorzeichen für einen heiteren Sommertag. Das schöne Wetter des darauffolgenden Tages ist uns kein Zeichen, sondern eben der heitere Sommertag.
Das freundliche Lächeln ist uns kein Zeichen, daß der Freund sich freut, uns wiederzusehen, sondern Ausdruck, Moment und echter Teil seiner Freude.
Der unwillkürliche Ausruf „Aua!“ ist kein sprachliches Zeichen für das Schmerzempfinden, sondern Ausdruck, Moment und echter Teil dieses Empfindens.
Die Degeneration bestimmter neuronaler Synapsen steht in kausalem Zusammenhang mit dem Ausbruch einer Geistesstörung; aber die scheinbar wirren Reden des Psychotikers ordnen sich uns auf dem Hintergrund der Geschichte seiner Seele und der mit alten Symbolismen überzogenen Semantik der deutschen Sprache.
Der schleppende Gang, der gesenkte Blick und der versteinerte Gesichtsausdruck sind keine Zeichen einer Depression, sondern Ausdruck, Moment und echter Teil eines depressiven Zustandes.
Der Psychoanalytiker glaubt anhand der Deutung des manifesten Trauminhalts den latenten erfassen zu können. Wir aber lesen die Manifestationen dessen, was wir die Seele nennen, unmittelbar an Mimik, Gebaren und Verhalten ab.
Doch wir können uns irren, können uns „verlesen“: Das freundliche Lächeln, das uns als Ausdruck freudiger Unbefangenheit galt, erweist sich als Symptom der Verlegenheit und Scheu; der heiter wirkende Plauderton erweist sich als rhetorische Maske tiefsitzender Traurigkeit.
Der spontane Ausruf „Aua!“ kann als Selbstausdruck betrachtet werden, dessen Wahrheitsgehalt wir gewöhnlich nicht in Abrede stellen, während die Äußerung „Ich habe Schmerzen“ auch eine Unwahrheit darstellen kann.
Der spontane Selbstausdruck läßt sich nicht widerlegen; jedoch gewichten, beispielsweise als die Äußerung krankhafter Empfindlichkeit.
„Ich habe es selbst gesehen“ – eine solche Aussage gilt uns, bei freier Lizenz, die Sehfähigkeit des Sprechers zu testen und seine Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen, als authentische Quelle zu dem Bereich, den wir Wirklichkeit nennen.
„Ich habe es selbst gesehen“ bedeutet: „Ich habe gesehen, wie dies und das geschehen ist“, und dies impliziert die Aussage „Ich habe gesehen, daß dies und das geschehen ist.“ Der Inhalt der Wahrnehmungsurteile hat die semantische Form der Faktizität.
Ironie und Zynismus im Gedicht wie bei Benn und Heine sind Symptome erkälteten Sentiments und enttäuschter Erwartung. In den dichterischen Prototypen wie der Bibel oder der Ilias finden wir weder Ironie noch Zynismus, aber Humor.
Als hätte das Organ für die Wahrheit des Eindrucks eine Verletzung davongetragen, und der unzulänglich Empfängliche schämte sich dessen.
Im Zeichengebrauch tritt uns augenscheinlich das Wirken eines fremden Willens entgegen; denn ein unwillkürlich hinterlassenes Anzeichen einer fremden Lebensregung gilt uns vielleicht wie die große Unordnung in einem Zimmer als Symptom einer gewissen Verwahrlosung seines Bewohners, aber nicht als willkürlich herbeigeführte Mitteilung wie der Zettel an der Tür mit der Aufschrift „Bin für zwei Wochen verreist.“
Ein Rundbogen macht noch keinen romanischen Stil, ein Spitzbogen noch keinen gotischen.
Erst die Reihung von Spitzbögen im Bau der Kathedrale, kombiniert mit anderen charakteristischen Merkmalen dieser Baukunst wie dem Kreuzrippengewölbe, der Verwendung von die hohen, schlanken Säulen stützenden Strebepfeilern und der dekorativ über den Giebeln, Nischen und Türmen aufgepflanzten zierlichen Kreuzblume lassen uns zurecht von einem Muster des gotischen Stiles sprechen.
Wir können den gotischen Stil der Kathedrale als Mitteilung über den sakralen Charakter des Bauwerks lesen.
Der Eindruck des Wuchtigen, Lastenden und Gravitätischen, die Würde der schweren, kompakten Massen der Rundsäulen und das vom Schein der Kerzen kaum durchbrochene Dämmerlicht des romanischen Baues lassen uns eine andere Konzeption des Sakralen gewahren als das lichtdurchflutete Kirchenschiff des gotischen Doms, dessen hohe Fenster mit den farbigen Bildern der Glasscheiben die Andacht der Frommen in eine sanft schillernde Ekstase entrücken.
Sie zwinkerte mit den Augen und er dachte, sie habe ihm ihr Einverständnis mitgeteilt; aber ihr war nur ein Staubkorn ins Auge geraten.
Der Maler kann dem Blau Anteile von Weiß, Rosa oder Purpur beimischen; der Dichter taucht den Farbbegriff Blau in ganz unterschiedliche metaphorische Atmosphären; die Meereswellen Homers können hell aufschäumen, die Ströme Eichendorffs wirken umso dunkler, je heller sich der Mond in ihnen spiegelt.
Der gelehrte Archäologe und Altertumsforscher sucht in den auf einen Stein gravierten Zeilen einer fremden, noch nicht entzifferten Schrift nach der Wiederkehr bestimmter Zeichen, in denen er einen Namen vermutet, meist den Namen des Königs oder Regenten, der seinen Erlaß hat einmeißeln lassen. Damit beginnt die mühsame, aber nicht aussichtslose Entzifferung der alten Schriftzeichen.
Wir füllen die verderbte, unleserliche Stelle des Papyrus versuchsweise oder divinatorisch mit Wörtern, die wir dem gesicherten Corpus der Werke des Autors entnehmen.
Lesen heißt sich der Führung durch die Hinweise des Autors zu überlassen; das tun wir nicht ohne einen gewissen Vertrauensvorschuß, der ihm schon nach wenigen Minuten der Lektüre zuwachsen mag, wenn wir stilistisch sicheren Grund unter den Füßen verspüren oder uns eine lichte Schneise mit einer beglückenden Aussicht verlockt hat. Warum aber weiterlesen, wenn wir halb schon in sumpfigem Gelände versinken oder uns die Disteln und Dornen trockener, spitzer, wuchernder Metaphern stechen, die Aussicht von einem trüben Dunst und Nebel versperrt ist, den keine ferne Sonne zu durchdringen sich anschickt?
Seltsam zu fühlen, zu begreifen, daß lesen eine Art freiwilliger Unterwerfung unter einen fremden Willen darstellt.
Ein Berg nicht gelesener Klassiker warf seinen Schatten auf das Angesicht des sterbenden Lesers.
Wir ziehen das Zelt des der Schrift unkundigen Beduinen, wo Karaffen aus getriebenem Silber und Säbel und Dolche dekorativ vor zartbestickten Teppichen schweben, und vor dem Zelt spielen Kinder, tollen Hunde, der dumpfen Studierstube des kinderlosen Intellektuellen vor, wo von den vollgestopften Regalen Bücher in den Staub des Vergessens stürzen und auf dem Fenstersims ein eingegangener Kaktus steht.
Die Häßlichkeit geht Hand in Hand mit der Unfruchtbarkeit.
Die schönste Frau war das Blutopfer wert.
Goethe feiert in der Epiphanie Helenas die Wiedergeburt der geopferten Geliebten.
In der ersten Reihe lümmeln und krakeelen nun die Kretins, in der hintersten gähnen die Hochbegabten.
Je seltener, umso kostbarer.
Die großen Dichter Roms kommen aus der Provinz und oft aus kleinen Verhältnissen; aus diesem Befund läßt sich folgern, daß die Elitenselektion der römischen Republik einen hohen Grad der Perfektion erreicht hatte.
Kaiser Augustus pflegte dem Vortrag des Vergil aus seinem Epos sein Ohr zu leihen. Welcher zeitgenössische politische Führer würde der Rezitation der Duineser Elegien mit Anteilnahme und Verständnis folgen können, folgen wollen?
Beschränkte Köpfe suchen die Lösung eines Problems wie einen verlorenen Schlüssel unterm Lichtkreis der Lampe nur in dem von der Strahlkraft der approbierten Theorie schon ausgeleuchteten Bereich.
Die Quelle der Muse, an der Faunus die Flöte bläst, ist nicht nur präskriptural, sondern vorzivilisatorisch. – Doch ohne sie keine Oden des Horaz, des urbanen Römers, keine Sonette Baudelaires, des gebildeten Parisers.
Die symbolische Ordnung produziert das Weltbild, das wir nicht sehen.
Die Rose des Gedichtes duftet nicht. Die Rosen Monets welken nicht.
Demokratie: Die Stimme des Kretins, des Verbrechers, des Perversen wiegt so viel wie die Stimme des Weisen, Gerechten und Frommen.
Der Pöbelgeist und der vulgäre Geschmack werden als höchste Manifestationen der Aufklärung und der zwielichtigen Ideale der Französischen Revolution gepriesen.
Wer in der vom Pöbelgeist vergifteten Atmosphäre sogenannter demokratischer Öffentlichkeit die Wahrheit kundzutun sich erdreistet, wie jene schlichte von der Bipolarität der Geschlechter, lebt hierzulande gefährlich, er droht, bespuckt und verunglimpft zu werden, ja den sozialen Tod zu sterben.
Die Denunzianten hecheln vor den Bildschirmen, und auf ihr Geheiß machen sich die Häscher im Morgengrauen auf den Weg.
Die neuen Schreibtischtäter bellen nicht mehr, sondern säuseln, sie tragen die feine weiße Wäsche des verwöhnten Dandys oder die schicken Kostüme internationaler Couturiers, doch die unbedingte Hingabe ihrer Anhängerschaft ist genauso fanatisch, der Applaus, der ihnen entgegenbrandet, ist genauso frenetisch und ihr Lächeln genauso mephistophelisch wie ehedem.
Selbstzensur, die das Gebrüll des Triebes abwürgt und das Geschwätz der aufgebrachten Seele drosselt, ist die Nährmutter des erlauchten Worts.
Nur gehemmte Kraft fühlt sich und wird ihrer Möglichkeiten inne.
Eine Rebe ohne den Pfahl, an dem sie sich zum Licht emporwindet, verdämmert im fruchtlosen Dunkel.
Die das Unbedingte wollen, betrügen sich und andere um die schöne Fragilität, die inkommensurable Individualität und Subtilität der Dinge.
Die da frohgemut oder arglistig alle Farben mischen, wollen, daß wir im trüben Grau und gesichtslosen Einerlei verschmachten.
Die weltumspannende Kommunikation bewirkt die Abtötung des Sinnes für Nuancen.
Nur der Gott, der zürnen kann, kann auch Gnade walten lassen.
Alle pochen auf die Freiheit, immerzu die gleiche Meinung mit den gleichen Phrasen äußern zu können.
Der Dichter wandert durch die Auen und Wüsten, die fruchtbaren Ebenen und Steppen der Sprache, auch wenn er seine schäbige Hinterhauswohnung kaum verläßt.
Klar denken oder philosophieren ist eine Form sublimierter Grausamkeit.
In der rhythmisch gegliederten Wiederholung des Verses kehrt der Ausdruck des Gedankens, selbst bei wörtlicher Wiederholung wie im Refrain, verwandelt zurück; verwandelt schon aufgrund der vergangenen Zeit. – So wie in der Erinnerung das Vergangene zwar wiederholt wird, aber verwandelt durch die Atmosphäre und die Stimmung dessen, der sich erinnert.
Wir wollen den gedichteten Mond nicht blutig rot, sondern blaß, und so verschwimmt sein Bild im Wasser mit den dahintreibenden weißen Blütenblättern. Goethes bemalte Fensterscheiben tauchen wohl das Interieur in ein geheimnisvoll irisierendes Licht, aber hindern den Ausblick ins Freie. Den Nebel des schwach Gedachten und den Dunst des vagen Meinens muß der kühle Hauch des inspirierten Worts erst lüften, damit die offene Landschaft des Gedichtes sichtbar wird.
Liebesduett
„Wärst du der goldne Fisch, wär ich der Teich,
der dich mit grünen Schimmers Vlies umschmieget.
Ich wär Gesang des Wassers, der einwieget,
bis neben dir der Mond schwimmt, lilienbleich.“
„Wär ich die reife Frucht, wärst du der Wind,
der kühl sie schüttelt, heiß vom Zweige pflücket,
die Anmut auch, die sich zur Erde bücket,
ihr Mund ist rot, und roter Tropfen rinnt.“
„Wärst du es, der das Rätsel Schmerz versteht,
bin ich die aus dem Dunkel Wachgeküßte,
in deines Blickes Helle mich zu wenden.“
„Du gibst, was lang mein karger Vers vermißte,
Duft, aus verwunschnem Garten hergeweht,
Licht, wie es Augen, tränenfeuchte, spenden.“
Die verschollenen Namen
Nun scheinen wie verschollen all die Namen,
den Blüten gleich, von rauher Hand zerrieben.
Die aus dem Schoß, dem unentweihten, kamen,
verblichen auf dem Karst, der uns geblieben.
Endymion und Traumes Licht Selene,
und den entrafft Zeus’ Adler, Ganymed.
O daß sich Schwermut an das Fenster lehne
und fühle, wie ein Wind vom Orkus weht.
Was nützt das Buch dir, Dichter, das gelehrte,
wo von Aither bis Pan und Okeanos
wie tote Masken sie vorüberschreiten,
hebt aus der Trübsal dich kein Flügelroß,
kann der von Tränen Keats noch unversehrte,
dein Vers auf Wellen nicht gen Lesbos gleiten.
Vertane Zeit
Vertan die Zeit mit Schlafen, Dämmern, Lesen,
die kurze Überfahrt von Nacht zu Nacht
im winterlichen Zwielicht hingebracht,
ein stummer Schatten unter Schattenwesen.
Dann diese Nächte, sternenlos verhüllte,
durch die kein Strahl vom Jenseitsufer dringt
und düstres Rascheln nur die Botschaft bringt
vom Blatt, das eine rauhe Hand zerknüllte.
Wollt ihr denn niemals wieder zu mir kommen,
o meines dunklen Daseins lichte Schwestern,
die blauem Sommertage vorgefühlt,
Narzissen, Hyazinthen, einst erglommen
in Edens fernem, märchenfernem Gestern,
die aus dem Staub das graue Herz gewühlt?
Der abgetane Talmiglanz
Wir sind der grellen Schminke überdrüssig,
koketter Blicke und verdrehter Lenden.
Wir wollen rein den Reim, die Verse flüssig,
wie Ströme, die ein fernes Echo senden.
Die manieriert sich winden, geile Ranken,
vor stiller Andacht Fenstern, streng vergittert,
die Blätter Siegel, die im Wahnwind schwanken:
Auch ihr Herbst kommt, der ausstreicht und zerknittert.
Laß, Dichter, Zwinkern, zwitterhaft Getue,
den fahlen Talmiglanz, der bald verraucht.
Erweckt von Strahlen schwebt der Vers voll Ruhe,
wie die auf grünen Wassern lichtvoll gleitet,
die Blüte, trunknem Dunkel jäh enttaucht,
wie Anmut, die einher im Wachtraum schreitet.
Cristina Campo, Amore
Amore, oggi il tuo nome
al mio labbro è sfuggito
come al piede l’ultimo gradino…
Ora è sparsa l’acqua della vita
e tutta la lunga scala
è da ricominciare.
T’ho barattato, amore, con parole.
Buio miele che odori
dentro i diafani vasi
sotto mille e seicento anni di lava –
ti riconoscerò dall’immortale
silenzio.
Liebe, heute ist dein Name
mir von der Lippe geschlüpft
wie der Fuß auf der untersten Stufe …
Nun ist das Wasser des Lebens verschüttet
und die ganze hohe Treppe
muß man wieder hinaufsteigen.
Ich habe dich, Liebe, eingetauscht gegen Worte.
Dunkler Honig, welcher Duft
in den diaphanen Vasen
unter tausendsechshundert Jahren aus Lava –
ich werde dich wiedererkennen am unsterblichen
Schweigen.
Die Schicksallosen
Er treibt noch Blatt um Blatt, der tief gespalten,
der Eichenbaum, vom Blitz geprüft, versehrt.
Doch welche Wurzeln sollten aufrechthalten,
die leicht wie Schatten kein Geschick beschwert?
Die Säfte aus der Nacht, die nähret, saugen,
entgegen wachsen sie dem hohen Licht.
Uns aber trübt erhellte Nacht die Augen,
verhüllter Tag verdunkelt das Gesicht.
Magst, Dichter, du in weiche Erde wühlen
verschwiegner Worte unversehrten Keim,
auf daß sie Reiser aus der Tiefe recken,
an deren Grün wir inniger erfühlen,
wie das Gemüt im Licht erblüht, im Reim,
wie unsre Wurzeln sich zum Himmel strecken.
Das Nachbild des Gedichts
Nun rührt die weiße Blüte dich, ein Schaum,
der schmilzt und sich im Abendlicht versprüht.
Am Dämmervlies des Waldes zart erglüht,
schien sie wie eitle Rüsche nur am Saum.
Als Liebe süß gesenkten Lids die Hand
auf deine, einen Seufzer lang, gelegt,
ward nicht das müde Herz dir schön erregt,
daß es die graue Erde grüner fand?
Von Trübsal lüstern überhauchte Scheibe
läßt uns im Dunst nur schwanke Schemen sehen,
und lichten Daseins Knospe schläft verhüllt.
Laß, Dichter, Tau auf Blumenlippen wehen,
damit ein Nachbild dem Gedächtnis bleibe,
das uns der Sehnsucht Starrkrampf nicht zerknüllt.
William Blake, The Angel
I dreamt a dream! What can it mean?
And that I was a maiden Queen
Guarded by an Angel mild:
Witless woe was ne’er beguiled!
And I wept both night and day,
And he wiped my tears away;
And I wept both day and night,
And hid from him my heart’s delight.
So he took his wings, and fled;
Then the morn blushed rosy red.
I dried my tears, and armed my fears
With ten-thousand shields and spears.
Soon my Angel came again;
I was armed, he came in vain;
For the time of youth was fled,
And grey hairs were on my head.
Der Engel
Mein Traum war tief. Was war sein Sinn?
Ein Mädchen war ich, Königin,
in Obhut eines Engels mild:
Mein eitles Leid ward stets gestillt!
Bei Nacht und Tag das Auge naß,
er trocknet es ohn Unterlaß.
Ich weinte immer, Tag und Nacht,
verbarg mein Herz, wenn es gelacht.
So schwoll sein Flügel, er entschwand.
Der Morgen glomm, ein Rosenbrand.
Mich tränenlos der Furcht zu wehren
griff ich nach tausend Schilden, Speeren.
Und als mein Engel wiederkam,
stand wehrhaft ich, er flügellahm.
Zerronnen war der Jugend Tau,
das Haar auf meinem Haupt war grau.
Entblößt
Die nichts zu sagen haben, werden schrill,
und die sich selbst belügen, müssen schreien.
Wie ist es in der hohen Nacht so still,
wenn Flocken, die nicht blenden, lautlos schneien.
Die dreist sich preisen, wickeln Talmigold
um kalte Stümpfe, abgestorbene Phrasen.
Sein achtend nicht, dem Götzendienst abhold,
läßt der Psalmist die Schar der Verse grasen.
Die Schminke meide, Dichter, und das Schnalzen,
auch knirscht das spitze Knie im Hinkjambus,
will dein Gerippe mit den Schönen walzen.
Auf hoher Schwelle wird der Engel zischen:
„Ein Spritzer ist dein Wort aus trübem Fluß,
ein Fleck ist es, vom Tisch des Herrn zu wischen.“
William Blake, Love’s Secret
Never seek to tell thy love,
Love that never told can be;
For the gentle wind does move
Silently, invisibly.
I told my love, I told my love,
I told her all my heart;
Trembling, cold, in ghastly fears,
Ah! she did depart!
Soon as she was gone from me,
A traveler came by,
Silently, invisibly
He took her with a sigh.
Liebesgeheimnis
Die Liebe immerdar verhüll,
verschwiegne Liebe, sie besteht,
denn sanfter Wind, wie schleicht er still,
und wie so unsichtbar er weht.
Ich hab mein ganzes Herz enthüllt,
hab alle Liebe ihr bekannt.
Erbebend, kalt, vor Grauen krank
ist sie von mir davongerannt.
Kaum daß sie mir entflohen war,
ist ein Zigeuner gleich gekommen,
wie still hat er und unsichtbar
mit einem Seufzer sie genommen.
Die Phänomene retten
Die Meinung gleicht dem frühen Wasserdunst,
verhüllte Wesen schwanken ohne Grenzen.
Erst wenn von Lichttau Blumenlippen glänzen,
ermißt du Goethes sonnenwahre Kunst.
Verfaulte Mythen kleben auf der Haut
der Dinge, anämisch dank verstopfter Poren.
Hat es den grauen Grind erst abgeschoren,
macht Dichterwort sie fremd und doch vertraut.
Das geile Meinen stutzend siehst du klarer.
Weichst du zurück, wird auch der Schatten weichen,
dein eigner. Rupf die Phrasen ab wie Kletten,
denn Rilkes Sinngrün machen sie erbleichen.
Dein selbst vergessend bist du der Bewahrer,
nur Demut kann die Phänomene retten.
Cristina Campo, Ora che capovolta
Ora che capovolta è la clessidra,
che l’avvenire, questo caldo sole,
già mi sorge alle spalle, con gli uccelli
ritornerò senza dolore
a Bellosguardo: là posai la gola
su verdi ghigliottine di cancelli
e di un eterno rosa
vibravano le mani, denudate di fiori.
Oscillante tra il fuoco degli uliveti,
brillava Ottobre antico, nuovo amore.
Muta, affilavo il cuore
al taglio di impensabili aquiloni
(già prossimi, già nostri, già lontani):
aeree bare, tumulti nevosi
del mio domani giovane, del sole.
Jetzt, da die Sanduhr umgedreht,
die mir die Zukunft, diese warme Sonne,
auf die Schultern hebt, werde ich mit den Vögeln
wiederkehren ohne Schmerz
nach Bellosguardo: Dort habe ich die Kehle
unter die grünen Guillotinen der Gitter
gelegt und von einem ewigen Rosenrot
bebten die Hände, von Blumen entblößt.
Schwankend im Feuer der Olivenhaine,
glänzte der alte Oktober, neue Liebe.
Stumm, wetzte ich das Herz
an der Schneide unvordenklicher Drachen
(schon ganz nah, schon unser, schon fern):
Särge aus Luft, Flockengewimmel
meines jugendlichen Morgens, der Sonne.
Das Blatt zu wenden
Im Schlamm begrabener weißer Muschel gleich,
worin den Perlmutt zarte Häute spiegeln,
will sich mit schwarzem Lack Gefühl versiegeln,
und lauschend auf die Flut, wie wird es bleich.
Wie Angstgeseufz das Glas des Traums behaucht,
bis durch den Wahndunst Blütenlichter winken,
will Trost sich Einsamkeit aus Bildern trinken,
ein Birkenhain, ins Licht des Monds getaucht.
Reich, Dichter, uns der Muschel fernes Tönen,
daß unsern Schmerz ein dunkles Rauschen bannt.
Laß auftun sich die Knospe, blind verschwenden
den Duft, von blauen Lüften ausgesandt,
uns mit der Zeit, der Brache, zu versöhnen,
das Blatt der harschen Zeichen noch zu wenden.
Cristina Campo, Moriremo lontani
Moriremo lontani. Sarà molto
se poserò la guancia nel tuo palmo
a Capodanno; se nel mio la traccia
contemplerai di un’altra migrazione.
Dell’anima ben poco
sappiamo. Berrà forse dai bacini
delle concave notti senza passi,
poserà sotto aeree piantagioni
germinate dai sassi…
O signore e fratello! ma di noi
sopra una sola teca di cristallo
popoli studiosi scriveranno
forse, tra mille inverni:
«nessun vincolo univa questi morti
nella necropoli deserta».
Fern voneinander werden wir sterben. Genug,
schmieg ich in deine Hand die Wange
am Neujahrstag; siehst du in meiner
die Linien einer andren Wanderschaft.
Von der Seele wissen wir
nur wenig. Vielleicht wird sie aus Schalen
hohler Nächte, wegloser, trinken,
sie unter luftige Pflanzungen stellen,
die auf Steine gesät …
O Herr und Bruder! Aber von uns
schreiben vielleicht auf eine Urne,
eine einzige aus Kristall,
wißbegierige Völker
nach tausend Wintern:
„Kein Band vereinte diese Toten
in der Wüstennekropole.“
Anmerkung zum Verständnis:
Den Anstoß für dieses Gedicht erhielt Cristina Campo in der ägyptischen Abteilung der vatikanischen Museen. Dort sah sie eine gläserne Vitrine mit den einbalsamierten Körpern eines jungen, schönen Paars. Ein Jahr später mußte sie bei einem erneuten Besuch feststellen, daß man die Körper getrennt und in verschiedenen Kästen aufgebahrt hatte. Sie schrieb an eine Freundin: „A vederle il mio cuore si è diviso con loro … nel Moriremo almeno, sono uniti per sempre.“ (Sie so zu sehen, hat mein Herz mit den ihren zerrissen … Wenigstens sind sie im Gedicht Moriremo für immer vereint.)
Niemand schert sich um Herrn Niemand
Herr Niemand schläft auf harten Holzpaletten,
Schmutzlappen, Folien bis zum Kinn gezogen,
die Seele hören ächzen wundgebogen,
die wohlig aufgewacht in weichen Betten.
Paar Schritte nur vom REWE, hinter Hecken,
im Winter, ah, er fängt schon an zu stinken.
Kein Engel ist, zu ihm herabzusinken,
kein Fittig mag solch Menschenaas bedecken.
Vielleicht hat einst Sonette ja geschrieben,
den nun die Läuse schwarzer Träume beißen,
Herr Niemand, der im eignen Kehricht liegt,
von sanften Seelen, die das Schneelicht lieben,
wenn Birken in der späten Sonne gleißen,
von Wehmut, wenn die Schwalbe südwärts fliegt.
Cristina Campo, Passo d’addio
Si ripiegano i bianchi abiti estivi
e tu discendi sulla meridiana,
dolce Ottobre, e sui nidi.
Trema l’ultimo canto nelle altane
dove il sole era l’ombra ed ombra il sole,
tra gli affanni sopiti.
E mentre indugia tiepida la rosa
l’amara bocca già stilla il sapore
dei sorridenti addii.
Scheideschritt
Sie knittern, Sommers helle Hemden,
und du steigst auf die Sonnenuhr herab,
süßer Oktober, und seine Nester.
Es bebt der letzte Sang auf den Altanen,
wo Sonne Schatten war und Schatten Sonne,
inmitten besänftigten Schluchzens.
Und während lau die Rose noch säumt,
tropft an bitterer Beere schon Tau
von lächelnden Abschieden.
Sprich aus der Ferne
Dem Andenken an Clemens Brentano
Verweilen wir am schmalen Übergang,
wo Schilfgras sanfter wogt und Abendlichter
der Wind uns streut auf lauschende Gesichter,
ob spät noch weht von jenseits ein Gesang.
Hier harren wir und schreiten nicht mehr fort.
Die Nester, die stumm schwanken, sind verlassen.
Sprich, Liebe, uns mit Blumenlippen, blassen,
ein leises, lilienkeusches Abschiedswort.
Sprich aus der Ferne, Liebe, wie das Brausen
der weißen Muschel, die ans Ohr sich hält
ein müder Wandrer am Gezeitensaum.
O töne dunkler als die grelle Welt,
laß zwischen nachtgeweihten Atempausen
für unser Schweigen einen Sternenraum.
William Blake, A Divine Image
Cruelty has a human heart,
And Jealousy a human face;
Terror the human form divine,
And Secresy the human dress.
The human dress is forged iron,
The human form a fiery forge,
The human face a furnace sealed,
The human heart its hungry gorge.
Ein Bild der Gottheit
Grausamkeit hat ein Menschenherz,
Menschenantlitz hat der Neid.
Schrecken Gottes Bildnis Mensch,
Tücke trägt des Menschen Kleid.
Des Menschen Kleid ist Eisenguß,
des Menschen Form ein Flammenbund,
des Menschen Antlitz lauernd ein Herd,
des Menschen Herz sein Hungerschlund.
Die Mär vom Dichter und der Nymphe
Sie barg ein Fächer-Farn, an ihren Lenden
sah schimmernd Tropfen er ins Dunkel rinnen.
„Sollst“, sprach er, „wahre Perlen dir gewinnen,
geschliffene Steine, die wie Sonnen blenden.“
„Ich will mit dir zu deinen Schätzen gehen,
wirst du als wahren Schatz mich selber hüten.
Ich bin des Tags dir Duft von weißen Blüten,
doch darfst du nie um Mitternacht mich sehen.“
Und waren seine Perlen auch nur Reime,
im Laub des Liedes Abendsonnen, bleiche,
sie kühlte seinen Schmerz, Schnee einer Rose.
Des Nachts allein, das Wort stach, das geheime,
er irrte unterm Mond, sah noch im Teiche
die Flosse tauchen fern vom Menschenlose.
William Blake, A Poison Tree
I was angry with my friend:
I told my wrath, my wrath did end.
I was angry with my foe:
I told it not, my wrath did grow.
And I watered it in fears,
Night and morning with my tears;
And I sunned it with smiles,
And with soft deceitful wiles.
And it grew both day and night,
Till it bore an apple bright.
And my foe beheld it shine.
And he knew that it was mine,
And into my garden stole
When the night had veiled the pole;
In the morning glad I see
My foe outstretched beneath the tree.
Ein Baum voll Gift
Auf meinen Freund war ich voll Wut:
Ich sprach davon, schon war es gut.
Ich zürnte meinem Feind sodann:
Verschwieg die Wut, und sie wuchs an.
Ich hab gewässert sie mit Bangen,
mit Tränen, war der Tag verhangen,
mein Lächeln schien ihr sonnengleich,
mein Augenzwinkern listenreich.
Und sie wuchs an bei Tag und Nacht,
bis sie gebar des Apfels Pracht.
Mein Feind lugt gierig nach dem Scheine,
und wußte doch, es war der meine.
In meinen Garten schlich der Dieb,
als Nacht den hellsten Stern vertrieb.
Am Morgen hab ich ihn entdeckt,
mein Feind lag vor mir hingestreckt.
Überwachsene Pfade
Ein Menhir ragt, vom Gletschereis geschoben,
die kahle Schwermut aus der Endmoräne.
Am Lid der Nacht erzittert eine Träne,
aus dumpfem Schlaf hat sich der Mond erhoben.
Die Pfade, wo du gingst in Jugendtagen
durch Rebengärten bis zur Waldkapelle,
sind überwachsen nun wie eine Schwelle
von zähem Moos und scheuer Primeln Zagen.
Du kannst nicht durch die Rosenranken dringen
in Träumen, die ein schwarzer Mohn genährt,
der Gnade Lächeln nicht mit Augen sehen,
die Flimmern trüber Gaukelkunst versehrt.
Hörst fern du noch, wie frühe Hymnen singen,
die Sonnenpfade hoch zum Weihbild gehen?
William Blake, A Little Boy Lost
Nought loves another as itself,
Nor venerates another so,
Nor is it possible to thought
A greater than itself to know.
‘And, father, how can I love you
Or any of my brothers more?
I love you like the little bird
That picks up crumbs around the door.’
The Priest sat by and heard the child;
In trembling zeal he seized his hair,
He led him by his little coat,
And all admired the priestly care.
And standing on the altar high,
‘Lo, what a fiend is here! said he:
‘One who sets reason up for judge
Of our most holy mystery.’
The weeping child could not be heard,
The weeping parents wept in vain:
They stripped him to his little shirt,
And bound him in an iron chain,
And burned him in a holy place
Where many had been burned before;
The weeping parents wept in vain.
Are such things done on Albion’s shore?
Ein kleiner Junge rettungslos
Nichts liebt ein anderes mehr als sich selbst,
noch kann es andres höher schätzen,
noch kann des eignen Lebens Sinn,
was mehr als er selbst, ersetzen.
„Wie, Vater, dich zu lieben mehr,
den Bruder auch wär ich begabt?
Ich lieb dich wie der kleine Spatz,
der sich vorm Tor an Krümeln labt.“
Ein Priester sitzt da, hört das Kind,
greift in sein Haar, schäumt ohne Maß,
er zerrt’s an seinem dünnen Hemd,
man applaudiert der Caritas.
Und stehend auf dem Hochaltare
rief aus er: „Seht den bösen Geist,
der aufbläht den Verstand zu richten,
was uns das heilige Dunkel heißt.“
Die Stimme des Kinds, in Tränen erstickt,
die Tränen der Eltern konnten’s nicht retten.
Bis auf das Unterhemd entblößt
hat man’s geschlagen in Eisenketten.
Es ward verbrannt an heiliger Stätte,
wo viele zuvor verbrannten schon.
Die Tränen der Eltern konnten’s nicht retten.
Und so etwas tat man in Albion?
Die verriegelte Pforte
Es scheint dir oft wie dumpf geträumt, das Leben,
der Sinn vertropft, als wäre es durchlöchert.
Dein Schatten geht, du aber stehst verknöchert,
kein Flügel rauscht, empor dich noch zu heben.
Du kannst nicht tauchen in das Aug, das feuchte,
das sich auf glatter, kalter Scheibe spiegelt.
Der schöne Garten ward dir abgeriegelt,
ungreifbar ist die Frucht, so nah sie leuchte.
Schlägt nicht ein Herz, zur Quelle dich zu führen,
der dichterischen, um den Staub zu waschen
von einer Seele, die sich selber fremd?
Weht nicht ein Hauch, zu wirbeln auf die Aschen,
aus Zweigen, wo zu Tränen Sänger rühren?
Du bist die Pforte, deren Riegel klemmt.
William Blake, Jerusalem
And did those feet in ancient time
Walk upon England’s mountains green?
And was the holy Lamb of God
On England’s pleasant pastures seen?
And did the Countenance Divine
Shine forth upon our clouded hills?
And was Jerusalem builded here
Among these dark Satanic mills?
Bring me my bow of burning gold:
Bring me my arrows of desire:
Bring me my spear: O clouds unfold!
Bring me my chariot of fire.
I will not cease from mental fight,
Nor shall my sword sleep in my hand
Till we have built Jerusalem
In England’s green and pleasant land.
Jerusalem
Und konnten diese Füße denn einst
schon über Englands Matten gehen?
Und ward wohl Gottes heiliges Lamm
auf Englands lieblichen Triften gesehen?
Und hat vom göttlichen Antlitz der Strahl
den Nebel auf unseren Bergen durchdrungen?
Und wurde erbaut Jerusalem hier,
wo Satans Mühlen schwarze Flügel geschwungen?
Bring mir den Bogen aus flammendem Gold:
Bring mir die Pfeile, das Gut zu erjagen:
Bring mir den Speer: O flügle Gewölk!
Bringe mir meinen Feuerwagen.
Ich will nicht lassen vom Geisterkampf,
noch soll mir das Schwert in der Hand ermüden,
bevor Jerusalem wir erbaut
in Englands grünendem Auenfrieden.
Betört und erschrocken
Philosophische Sentenzen und Aphorismen
In einem riesigen Räderwerk ein dünnes, winziges Rädchen sein, das zwar mitschwingt (aber es scheint nur ins Rotieren gefächelt und vom Wind angetrieben zu werden, den die anderen echten Räder erzeugen, echt, weil sie den Sinn des Ganzen verkörpern, indem sie ihre Kraft den andern übertragen), doch in Wahrheit leerläuft.
Gehirnzellen, die nur so tun, als würden sie zur Empfindung beitragen, in Wahrheit aber schlafen.
Herumstehen, ins Schaufenster glotzen, ohne etwas zu sehen, bummeln; so tun, als sei man verabredet, als werde man erwartet, als hätte man noch eine Chance, doch keiner wird kommen, auch wenn man nervös auf die Uhr schaut oder verlegen um sich blickt.
Leere Zeit, tote Zeit, leere Augenblicke, tote Augenblicke.
Betört und erschrocken auf die Geschäftigen blicken, die Hastigen, Zielbewußten, als würden sie in höherem Auftrag unterwegs sein, einem Auftrag, den man nicht kennt, aus ihren Mienen und Hantierungen vergebens zu entziffern versucht, eines Auftraggebers, vor dem einen Schwindel ergriffe.
Betört und erschrocken auf die von irgendeiner Leidenschaft Ergriffenen blicken, von einer Gier, einem Drang, einer Wollust, einer Mordlust.
Betört und erschrocken auf jene blicken, die sich gerufen wähnen, sich berufen wissen, von Gott, vom Schicksal, von der Vorsehung. „Hier stehe ich …“
Fasziniert von der scheinbaren Gelöstheit oder Ausgelassenheit der Anmutigen, Hübschen, Bewunderten.
Das Kind, mit dem Hündchen auf dem Arm, und es lächelt, die Augen geschlossen.
Den Orgasmus des erfüllten Augenblicks – wenigstens vortäuschen können.
„Ich führe dich in ein Land, wo Milch und Honig fließt.“ – Eine solche Verheißung sich zutrauen können.
Sie gehen, gleichsam schwebend oder tänzelnd, an dir vorüber, du aber verhältst den Schritt, um zu verbergen, daß du hinkst.
Betört und erschrocken jene reden hören, die sagen, was alle sagen. Du aber hüllst dich in Schweigen, denn das Wort, das du nicht hüstelnd, nicht würgend herausbringst, ist wie ein Haar auf der Zunge.
Betört und erschrocken auf jene blicken, die so tun, als müßten sie nicht sterben.
Die ästhetische, metaphysische, religiöse Illusion der Ganzheit und Fülle, des Pleroma, wie sie Platon im Symposion den Gaukler Aristophanes nicht zufällig an der urzeitlichen Kugelgestalt des doppelgeschlechtlichen Menschen phantasieren läßt, ist die imaginäre Kompensation der unaufhebbaren Gespaltenheit der sexuellen Polarität, des unaufhebbaren Schicksals, Mann oder Frau sein zu müssen.
Die Engel sind Bruchstücke des Pleroma.
Im Halbschlaf oder kaum erwacht im Dämmerschein kleine Funken sich versprühen sehen, als wären sie Bilder der neuronalen Impulse, die nutzlos im leeren, diesigen Himmel der Langeweile aufschießen und verlöschen.
Form und Hohlform passen ineinander; nicht so Mann und Frau, trotz der Illusion der sexuellen Vereinigung.
Im Tierreich verbleiben die Weibchen der höheren Arten zumeist mit den Jungen in engerer Gemeinschaft. Die Vaterschaft gegenüber den Nachkommen zu übernehmen und tätig auszuüben war das Privileg der patriarchalischen Familie, die zumindest in den westlichen Metropolen zu verschwinden scheint.
Schubert hören und so tun, als sei man schon gestorben, ein sich nurmehr vage gegenwärtiger Schatten im Totenreich.
Der weibliche Schoß ist wie das Fragezeichen hinter einer rein rhetorischen Frage; der Phallus ein nur ephemer sich behauptendes Ausrufezeichen.
Die mehr vitale als intellektuelle Dummheit des Mannes, die sich darin bekundet, die rhetorischen Fragen, die das Leben aufwirft, in mit großem Ernst ausgebrüteten philosophischen Systemen beantworten zu wollen; Fragen, die eher Ausrufen gleichen wie: „Bin ich nicht schön?“ oder „Ist es nicht zum Verzagen?“
Ja, der Kampf ist die Domäne des Mannes; doch sein einziger Sieg die tapfer hingenommene Niederlage der Selbstüberwindung.
Das vollkommene Gedicht ist der Muschel gleich: von undurchdringlicher Konsistenz, harmonisch verschlungener Form, wunderlich schimmerndem Glanz der Oberfläche – ein Kind findet sie am verwaisten Strand und hebt sie an sein Ohr, den Widerklang meergrüner Abgründe zu vernehmen; und hat es sich satt gehört, wirft es sie in hohem Schwung in die Brandung.
Betört und erschrocken die großen Worte vernehmen, die sie dem einzig verbliebenen Gott, dem Götzen des Fortschritts, weihen.
An den Fortschritt glauben ist die Kehrseite des Unglaubens an die Wahrheit des gegenwärtigen Lebens.
Die stroherne Puppe des Fortschritts und der aufgeklärten Ratio hat keine nährenden Brüste.
Ein Tropfen Blut aus dem Kelch des Josef von Arimathäa gegen all die Tintenkleckse der Federfuchser, Philosophen und Dichterlinge.
Die grelle Lampe des Gedankens blendet das nur im Dämmerlicht aufkeimende Leben.
Die Atmosphäre ist ursprünglicher als die Tropfen, die sich daraus absondern und kondensieren, um kurze Zeit im Licht zu funkeln.
Unter dem Glaspalast der universalen Weltvernunft und des alles umgreifenden Weltstaats befinden sich die Verliese und Folterkammern ihrer Schergen, die sich an der Oberfläche als Friedensstifter tarnen.
Die mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Roboter sind eine Farce auf den lebendigen Organismus, die Bewunderung nur bei jenen Scheintoten finden, die ihnen gleichen wollen, im Wahn, dem Gewürm des Grabes zu entkommen.
Die Propheten sind die Exegeten des Schöpferworts. – Doch bisweilen scheinen sie selbst im Labyrinth der Sprache herumzuirren.
Ist die Sprache ein Haus, dann poltern unter seinem Dach Gespenster, dann sind im Keller Leichen verscharrt. Die Concierge thront hinter der Pforte, eine alte Eule, deren wachen Augen nichts Verdächtiges entgeht, die Hausbewohner leben, wenn es gut geht, aneinander vorbei, wenn schlecht, bilden sie idiomatische Inseln, wo sie sich hinter sprachlichen und rituellen Hürden verschanzen.
Die Sprache ist eher, will es dem Dichter scheinen, einem Dickicht ähnlich, in das er mühsam Schneisen schlagen muß, um voranzukommen. Klettert er auf einen Baum, um sich einen Überblick zu verschaffen, sagt ihm der Philosoph, sieht er nichts als Bäume, Bäume und wieder Dickicht. „Sind wir uns hier nicht schon einmal begegnet?“ fragen sie sich.
Wir können nicht wissen, ob wir in demselben Zimmer aufwachen werden, in dem wir eingeschlafen sind. Es könnte ein anderes sein, in einer anderen Stadt, einem anderen Jahrhundert; wir aber auf wundersame Weise über Nacht mit den erforderlichen Kenntnissen ausgestattet, während die nicht mehr dienlichen ausgelöscht wurden, lebten weiter vor uns hin, auch wenn wir eine andere Sprache sprächen, mit einer uns bisher unbekannten Frau verheiratet wären und von einem fremden Kind Vater gerufen würden. Wären wir dieselben Personen?
Betört vom Gleichmut, der Ergebenheit, der Gelassenheit des Nachbarn, erschrocken vor dem Abgrund des eigenen Inneren, zögernd beim Übertreten der Schwelle des eigenen Hauses.
Betört von der Zuversicht jener, die keine Bedenken tragen, zu sagen, was immer sie sagen, erschrocken wie der Hund vorm eigenen Schatten, den Schatten des Ungesagten zu gewahren, den jedes hervorgebrachte, ans Licht gezerrte Wort zu werfen scheint.
Als wäre das Wort des Schöpfers im Labyrinth der Schöpfung verhallt.
Der schöpferische Poeta divinus löst den großen Heerführern und Propheten die Zunge, um sein Volk aus der Gefangenschaft zu führen, es vor dem Schwert der Feinde zu erretten. Aber das im Sohn inkarnierte Wort verwandelt der Ritus in Speise und Trank, die stumm verzehrt zu werden pflegen.
Betört von der Anmut, die, ihrer sinnlichen Reize kaum bewußt, die glänzende Oberfläche der Dinge leichthin streift wie die Schleppe des Brautkleids die filigranen Ornamente auf den Fliesen des Mittelgangs der Kirche; erschrocken vor der Taubheit seiner rauhen Hände, wenn man in banger Selbstbeobachtung erstarrt den Samt der Wange nicht fühlt, die sich einem zugeneigt hat.
Betört von den Stimmen, die sich, zu Chören verschmolzen, wie die zu einem seligen Tanz vereinten Blüten auf der Welle ins Offene tragen lassen; erschrocken vor dem sich selbst zum Rätsel gewordenen Pochen des Herzens, das einsam wie das Hämmern des Gefangenen von der Mauer des Verlieses widerhallt.
Ich sage nein
Ich sage nein zum Rausch der Kollektive,
die geifernd von gepantschtem Fusel schwanken
aus Phrasenfäulnis, Bittersäften, kranken,
von Früchten zwischen wurmzerfressenen Ranken.
Mild nährte der Athene Gabe, die Olive.
Ich sage nein zum Rausch der Kollektive.
Ich sage nein zum Wahn der feilen Mengen,
ob sie das Banner mit dem Irrstern pflanzen,
ekstatisch um die Freiheitsgöttin tanzen,
auf Blutgerüsten wimmeln, schwarze Wanzen.
Licht hat getropft in Hellas Laubengängen.
Ich sage nein zum Wahn der feilen Mengen.
Ich sage nein zu hohler Trommeln Dröhnen,
ob sie von einer neuen Erde künden,
vom Weltenbrand, den Greise blind entzünden,
von Giften, die im Erdennabel münden.
Wie leise sang Ovid, Rom zu versöhnen.
Ich sage nein zu hohler Trommeln Dröhnen.
Ich sage nein zur ausgelaugten Sprache,
anämisch unter Zeitungsparasiten,
verwarzt von nonbinären Proselyten,
des Eros bar bei Geistern ohne Mythen.
Wie glitzert Venus noch in fahler Lache.
Ich sage nein zur ausgelaugten Sprache.
Ich sage ja zum Worte, heilig-nüchtern,
das einsam quillt aus dunkler Schwermut Wunde,
zum Rätselvers aus des Propheten Munde,
dem stillen Traumlicht in der Weihestunde.
Vergil tönt königlich, Herz sanft und schüchtern.
Ich sage ja zum Worte, heilig-nüchtern.
Verschmähte Liebe träumt
Ich schwamm durch weiße Knospen, die noch schlafend
den bittern Tau der Nacht auf Lidern trugen,
die schon um süße Tropfen Lichtes bebten.
Das Heimatufer war ein fremder Dunst,
was mir dort eingeredet, fahles Lallen.
Wohl sah ich auf den Blasen zarten Schaums
Gesichter, die mir einmal mild gelächelt,
die Augen wie Topase, die zersplittern,
und eine dunkle Pforte jeder Mund.
Und sie zersprangen unter meinem Hauch,
zergingen, lautlos, ausgeträumte Spiegel.
Mir war, im Schilfgewoge zu ersticken,
und keines Wortes Halm bot einen Halt.
Da hörte Zwitschern ich aus blauer Höhe,
sah meinen Leib umwachsen feuchte Schuppen,
und fühlte schwere Flosse drängend schwingen,
doch blieben mir die goldnen Mädchenlocken
und die Chimären nur gesäugt, die Brüste.
So tauchte ich hinab durch grüne Schimmer
bis auf den Grund der unerfüllten Liebe,
ob mir wohl eine Wohnstatt hat bereitet
der moosbedeckte Gott verlassner Nymphen.
Doch fand ich nur zerbrochner Vasen Grab
und armlos eine weggeworfne Puppe.
Im Birkenlicht
Verweilen wir, hier spricht das Leben leise,
das grüne Blattwerk fleckt noch Sonnenhelle,
noch sickert Bläue in die Dämmerschneise.
Von weißer Borke schäumt des Schneelichts Welle,
durchs Zittern schmaler Blätter quillt ein Träumen,
als lauschten wir dem Schluchzen einer Quelle.
Laß, Liebe, uns den Rest des Tags hier säumen,
bis Silberblüten durch die Wipfel scheinen,
der Mond die Sage bringt aus fernen Räumen,
wo inniger die Seelen sich vereinen,
auf Asphodelen tropft ein süßes Leuchten
von Tränen, wie sie die Erlösten weinen.
O Augen, die sich schwarzen Glanzes feuchten.
La sagesse a des doigts de lavande, elle parfume les armoires,
elle cueille au jardin les fruits et préfère les fruits aux fleurs,
elle ne coupe pas les fleurs et ne les met pas dans des vases.
La sagesse a des yeux de chat, car elle voit mieux dans le noir,
son sommeil est épris du monde et l’univers est sa maison.
La sagesse chérit les blés et sait le prix de la patience.
La sagesse a des mains de fier courage et nous révèle sa tendresse,
elle est la fille du silex, servante et maîtresse à la fois.
La sagesse avance masquée, sachant qu’un dieu parle en nos songes.
Lavendel haftet an der Weisheit Finger, sie duftet in den Schränken,
sie pflückt die Frucht im Garten, liebt Früchte mehr als Blumen,
sie schneidet nicht die Blumen und steckt sie nicht in Vasen.
Es hat die Weisheit Katzenaugen, denn besser sieht sie in der Nacht,
ihr Schlaf ist von der Welt entzückt, das Weltall ist ihr Haus.
Die Weisheit liebt das Korn und kennt den Goldwert der Geduld.
Die Weisheit offenbart mit Händen hohen Muts uns ihren zarten Sinn,
sie ist des Feuersteines Tochter, Dienerin zugleich und Herrin.
Die Weisheit kommt maskiert, im Wissen, daß ein Gott in unsern Träumen spricht.
Der aufgehaltene Sturz
Zu früh im Lichte wühlen wir und tasten,
ob uns die Form und Hohlform roher Dinge
zu fügen eins ins andere gelinge,
ob Welt und Sprache ineinanderrasten.
Wie Akrobaten mit der Schwerkraft kämpfen,
läßt uns gehemmter Schwindel aufrechtstehen,
ein aufgehaltener Sturz ist unser Gehen.
Wie zuckt die Zunge unter Geisteskrämpfen.
Die Vertikale ist der Sinn des Lebens,
wenn Früchte wir und Sternenbilder pflücken.
Doch immer lockt der Schlaf der schweren Erde,
den Obelisken mit der Spitze zu zerstücken,
die golden blitzt – als wäre die Gebärde,
die sonnentrunkne, vor der Nacht vergebens.
Plongé dans le livre, page après page, à lire cette histoire ancienne,
le temps sans pesanteur a passé, qui fait oublier le sommeil.
Et soudain cet appel sans voix, cette inquiétude
à travers l’air : là-bas cette liqueur, c’est l’aube,
et c’est presque un effroi que de voir
le ciel se vider de ses astres, et la lune d’été qui s’enfuit.
Oui, c’est l’appel de l’aube à la voix blanche, dans ma mémoire
ivres les mots de cette nuit dansent encore, et je dédaigne
le sommeil. Je sors dans la campagne, prêt au départ.
Eingetaucht in das Buch, Seite um Seite, die alte Geschichte zu lesen,
schwerelos ging hin die Zeit, den Schlaf macht sie vergessen.
Und plötzlich der Aufruf ohne Stimme, von Unruhe
durchbebte Luft: dort der goldene Trank, das Morgenlicht,
und beinah entsetzlich ist es zu sehen,
wie sich der Himmel von Sternen leert, wie der Mond des Sommers entflieht.
Ja, es ist der Aufruf des Morgens mit tonloser Stimme, in der Erinnerung Schneisen
tanzen trunken die Worte der Nacht noch, und ich verschmähe
den Schlaf. Ich geh hinaus aufs Land, bereit zu verreisen.
Nachtfahrt
Womit am Ufer sie schien fest vertaut,
die Seele hat des Nachts das Band zerschnitten.
Ein schwanker Kahn ist sie hinweggeglitten,
hat sich dem Schaum der Welle anvertraut.
An Bildern, heimatlichen, treibt sie hin,
wo Silber in das Wasser tauchen Weiden,
ihr Gold versprühen, weil sie, ach, muß scheiden,
die Lilien, Purpur Edens Königin.
Es brechen ab der Sinne zarte Brücken,
in fremde Wildnis reißt die hohe Flut,
wie unterm Mond Persephones geschwollen.
Frag nicht, wie unerfüllte Liebe tut,
es wollen Asphodelen sie berücken,
Geseufz, der Erde grauem Mund entquollen.
Schiffbruch vor Thule
Ich denke tatsächlich mit der Feder, denn mein Kopf weiß oft nichts von dem, was meine Hand schreibt.
Ludwig Wittgenstein
Blind hat die Feder auf dem Strand getanzt,
die feine Gischt der Handschrift ist geflogen,
das Ohr, dem milden Rauschen hingebogen,
auf Planken, bebende, das Herz gestanzt.
Und war ein Riff, wo sich die Welle staut,
gewiefter Vers hat seitwärts sich gewunden.
Glomm schon der Mond an Reimes Dämmersunden,
hat Abend noch im Vogelflaum geblaut.
Auf toten Tasten kannst du ihn nicht finden,
den Rhythmus, der dich träumend weiterträgt
gen Thule, wo die Früchte golden prunken.
Der Vers mußt sich um schroffe Klippen winden,
doch hat ein Dämon ihm den Kiel zersägt,
zu stummen Muscheln ist er hingesunken.
Sommeil, mon confident que je crains de trahir,
silencieusement près du puits de sagesse
où chaque être s’accorde à son désir, tu pose
tes mains sur l’innocence du visage, tu désarmes
le mensonge et l’orgueil, rallume dans le cœur
le feu qui le maintient en vie. Sommeil ô
montreur d’ombre ! mémoire de la terre,
donneur de force qui enseignes
aux yeux absents le prix d’une heure de lumière.
Schlaf, mein Vertrauter, den ich zu verraten fürchte,
schweigend legst du beim Brunnen der Weisheit,
wo jedes Wesen eins mit seinem Traume wird,
deine Hände auf die Unschuld des Gesichts, du entwaffnest
die Lüge und den Hochmut, entzündest neu dem Herzen,
was es im Leben hält, das Feuer. Schlaf, o
Schattenspieler! Der Erde frühe Kunde,
Spender von Kraft, der du abwesende Augen
den Wert des Lichtes lehrst, steigt seine Stunde.
Der Sänger auf dem kahlen Balken
Es wusch die Nachtigall sich das Gefieder
in einer Pfütze, als ihr Tuch gereicht
die Frau, vom Bild des hohen Leids erweicht,
und auf dem Tuch erschien das Bildnis wieder.
Es hob ein Hund an des Palastes Säule
das Bein, und eine helle Flamme sang,
da stand ein Mann, dem aus dem Innern drang
ein grabesdunkler Hauch, die Seelenfäule.
Nachdem die Nägel in das Fleisch gedrungen,
hat bald das Kreuz in eine Nacht geragt,
in der gerötet sich der Mond wie Mohn.
Als sterbend er „Es war umsonst“ geklagt,
hat auf dem kahlen Balken süß gesungen
der Vogel toten Vaters totem Sohn.
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