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Angst vor der Leere

11.12.2025

1

Die feinen Riefen
im formbar-losen Sand,
Spuren der Flut,
die sie sich schuf
und bald verwischt.

2

Dunkle Wolkenballung,
die rasch in Fäden
feuchten Schimmerns
niederweht,
lichten Knäueln,
vom Wind gesponnen,
aufgelöst vom Wind.

3

Unsichtbarer Finger
launenhafter Luft,
der übers Wasser streicht,
Wirbel drehend,
links herum,
rechts herum,
hohle Entitäten
aus schierem aufgeschäumten Nichts.

4

Verse,
bildnerischen Denkens
fein gebaute Waben,
gefüllt mit herbem Honig
der Erinnerung.

5

Was uns im Mittagslicht
das runde Volle dünkte,
die zauberische Wohlgestalt,
mit schönen Namen anzurufen,
verschwimmt
zur blauen Stunde
in trübe Flecken Wehgefühls,
unsäglichem.

6

Lächeln,
das sich selber trinkt.
Fächer,
der sich selber kühlt.
Vers,
der in sich selbst verweht.

7

Ball,
von heißen Händen
in der blauen Luft
gehalten.

Vers,
von dunklen Rhythmen
zum Zenit des Sinns
geschwungen.

8

Geruch nach Holz und Honig
einer Kerze, die schon zagend flackert.
Und das Ticken einer Uhr
zwischen Jetzt und Ehedem:
Aura einer Stube, wo die Muse
mit dem Kater hinterm Kachel-
ofen gern geschnurrt.

9

Angst vor der Leere,
dunkelfeuchtem Sumpf,
wo Orchideen gleich
an wilder Schönheit
die hohen Knospen sprossen,
mit ihrem Wunderduft
des Einen, Reinen, Wahren,
Abendlandes Mythen.

10

Den Vers versteht nur,
wer ihn singt,
das Leben,
wenn er’s atmend
weiterspricht.

11

Abgrund
zwischen Jetzt und Einst.
Haarriß
zwischen Wort und Sinn.
Schwermut,
Sonnenfinsternis.
Klage,
Mond im Dämmerlaub.

 

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