Skip to content

Horaz, Oden, Buch II, 10

21.08.2015

Rectius vives, Licini, neque altum
semper urgendo neque, dum procellas
cautus horrescis, nimium premendo
litus iniquum.

auream quisquis mediocritatem
diligit, tutus caret obsoleti
sordibus tecti, caret invidenda
sobrius aula.

saepius ventis agitatur ingens
pinus et celsae graviore casu
decidunt turres feriuntque summos
fulgura montis

sperat infestis, metuit secundis
alteram sortem bene praeparatum
pectus. informis hiemes reducit
Iuppiter, idem

submovet. non, si male nunc, et olim
sic erit: quondam cithara tacentem
suscitat Musam neque semper arcum
tendit Apollo.

rebus angustis animosus atque
fortis adpare: sapienter idem
contrahes vento nimium secundo
turgida vela.

 

Einfacher lebst du, mein Lucilius, wenn
beides du meidest: dort die hohe See, hier
bang vorm Meeressturm dich zu klammern an die
Klippen der Küste.

Wer sich hält an goldne Genüge, haust nicht
unter morschen Balken, die starren von Schmutz,
und er blickt, ein biederer Mann, nicht scheel aufs
Essen der Nachbarn.

Öfter biegt der mächtigen Fichte Haupt der
Sturm, es stürzen Türme in dumpfem Fall und
Himmelsfeuer setzen in Brand die höchsten
Wipfel des Hochwalds.

Wende des Schicksals, darauf setzt im Unglück,
davor bangt im Glück, wer mit allem rechnet.
Jupiter erregt gräßliche Winterstürme,
Jupiter stillt sie.

Sieht es jetzt schlecht aus, mag das Blatt demnächst sich
wenden. Plötzlich weckt mit der Laute Klang die
stumm ward die Muse und nicht immer spannt den
Bogen Apoll.

Zeige Herz und Festigkeit, wenn es eng wird.
Schätze die Lage auch richtig ein: Bläst
dir der Wind zu steif ins Gesicht, hol ein die
schwellenden Segel.

Comments are closed.

Top