Der Tropfen am Blatt
Herr, ich bin ein Tropfen, der zittert
an dem kleinen Blatt,
dem falben Blättchen,
das im Atem deines Wortes schwingt –
Herr, ich kann mich nicht halten,
wenn du mich nicht hältst,
Herr, ich falle, halte mich –
und das Blatt schwingt und bebt,
und der Wind weht und geht
und kommt erneut,
alles zu wenden –
Herr, ich bin müde und alt,
wenn du mich nicht hältst,
Herr, falle ich, ich falle –
und der Tropfen zittert,
er zittert am äußersten Rand
der dämmerden Welt,
falb ist das Blatt und welk –
es will das Blatt sich lösen
vom Zweig, der es nicht hält,
vom Baum, der müde
dem alten Wandel willfahrt –
und der Tropfen fällt,
er fällt durch all den Herbst
des abgeblühten Lebens,
das sich durchsichtig wird
wie ein spiegelndes Glas –
und der Tropfen fällt
er fällt die ganze Nacht
und der Silberton der Sterne
erweckt ihm keine Antwort mehr –
er fällt in das uralte Schweigen
der Moose und Gräser,
der stummen Schatten am Grund –
Herr, es ist gut, laß mich fallen,
wohin dein Atem mich befiehlt,
ich war nur Zittern,
ich war nur Glimmen
im Wort deines ewigen Lichts.