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Horaz, Oden, Buch III, 4

11.09.2015

Descende caelo et dic age tibia
regina longum Calliope melos,
seu voce nunc mavis acuta
seu fidibus citharave Phoebi.

auditis? an me ludit amabilis
insania? audire et videor pios
errare per lucos, amoenae
quos et aquae subeunt et aurae.

me fabulosae Volture in Apulo
nutricis extra limina Pulliae
ludo fatigatumque somno
fronde nova puerum palumbes

texere, mirum quod foret omnibus
quicumque celsae nidum Aceruntiae
saltusque Bantinos et arvum
pingue tenent humilis Forenti,

ut tuto ab atris corpore viperis
dormirem et ursis, ut premerer sacra
lauroque conlataque myrto
non sine dis animosus infans.

vester, Camenae, vester in arduos
tollor Sabinos, seu mihi frigidum
Praeneste seu Tibur supinum
seu liquidae placuere Baiae.

vestris amicum fontibus et choris
non me Philippis versa acies retro,
devota non extinxit arbor
nec Sicula Palinurus unda.

utcumque mecum vos eritis, libens
insanientem navita Bosporum
temptabo et urentis harenas
litoris Assyrii viator,

visam Britannos hospitibus feros
et laetum equino sanguine Concanum,
visam pharetratos Gelonos
et Scythicum inviolatus amnem.

vos Caesarem altum, militia simul
fessas cohortes abdidit oppidis,
finire quaerentem labores
Pierio recreatis antro.

vos lene consilium et datis et dato
gaudetis, almae. scimus, ut inpios
Titanas immanemque turbam
fulmine sustulerit caduco

qui terram inertem, qui mare temperat
ventosum et urbis regnaque tristia
divosque mortalisque turmas
imperio regit unus aequo.

magnum illa terrorem intulerat Iovi
fidens iuventus horrida bracchiis
fratresque tendentes opaco
Pelion inposuisse Olympo.

sed quid Typhoeus et validus Mimas
aut quid minaci Porphyrion statu,
quid Rhoetus evolsisque truncis
Enceladus iaculator audax

contra sonantem Palladis aegida
possent ruentes? hinc avidus stetit
Volcanus, hinc matrona Iuno et
numquam umeris positurus arcum

qui rore puro Castaliae lavit
crinis solutos, qui Lyciae tenet
dumeta natalemque silvam
Delius et Patareus Apollo.

vis consili expers mole ruit sua,
vim temperatam di quoque provehunt
in maius; idem odere viris
omne nefas animo moventis.

testis mearum centimanus Gyges
sententiarum, notus et integrae
temptator Orion Dianae
virginea domitus sagitta.

iniecta monstris Terra dolet suis
maeretque partus fulmine luridum
missos ad Orcum; nec peredit
inpositam celer ignis Aetnen

incontinentis nec Tityi iecur
reliquit ales, nequitiae additus
custos; amatorem trecentae
Pirithoum cohibent catenae.

 

Von deinen Höhen steige herab und ergehe
dich im Gesang zur Flöte mit reiner Stimme,
Kalliope, Königin, oder
lieber zum Schweben der Phöbus-Saiten.

Vernehmt ihrʼs? Narrt mich lieblicher Wahn? Ich wähne
zu hören, wieʼs durch heilige Haine schweift und säuselt,
wie Bäche sie wohlig durchschauern,
Lüfte beseelen mit Blumendüften.

Ich war noch ein Kind, da überkamʼs wie Märchen
mich. Vor der Schwelle der Nährmutter Pullia, auf
Apuliens Voltur, umfing vom
Spielen ermüdet mich Schlaf, da hüllten

mit jungem Laub den Knaben die Täubchen, allen
ein Wunder warʼs, die heimisch dort sind, im Nest in
den Felsen Aceruntia, in
Bantias Tälern und fetten Fluren

Forents am Fuße. Schlief so geborgen ich vorm
Viperngezücht und Tatzen des Bären, Lorbeers
geweihtes Blatt und Myrtenzweige
schützen das Kind, das mit Göttern atmet.

Ich bin, Camenen, euer, bin euer, hebt ihr
mich zu den schroffen Bergen Sabiniens, mag
Praenestes Schnee mich laden, Tiburs
Hänge und Baiaes verwöhnte Bäder.

Ich kam frei, eurer Quellen und Chöre Freund, als
die Schlacht bei Philippi sich entschied, als mich der
verfluchte Baum traf, fast mich schlang die
Meerflut Siziliens bei Palinurus.

Werdet ihr nur zur Seite mir stehen, gebe ich
der Laune nach und rühre als Seemann an des
Bosporus Wut, als Pilger sengt mich
brennender Sand der Küste Assurs,

besuche die Britannier ich, die wenig
dem Gaste hold, den dürstet nach Pferdeblut, den
Konkaner, besuche Gelonen,
köcherberühmt, unversehrt besteh ich

den Strom der Skythen. Caesar, dem hohen, hat er
die kampfesmüden Truppen entlassen in Städte,
er hat nun der Mühen genug, ihm gönnt
ihr in pierischer Grotte Muße.

Ihr gebet gnädig, Huldinnen, Rat und freut des
erteilten euch. Wir wissen wohl, einer ist, der
die bösen Titanen, vernichtet hat
teuflische Scharen im Sturz der Blitze,

das Erdreich, das stürmische Meer im Zaum hält,
der Städte und das Totengefilde, Götter
und Menschenscharen seinem Willen zur
Herrschaft, dem gnädigen, untertan macht.

Es hat wohl Schrecken Jupiter eingeflößt die
empörte Jugend, roher Gewalt ergeben, und
die Brüder, bestrebt dem Olymp, dem
schattigen, Pelion aufzustülpen.

Doch was vermöchte stürmend Typhoeus, was die
Gewalt des Mimas oder der drohend aufspringt,
Porphyrion, was Rhoetus, was mit
Stämmen, entwurzelt, der dreiste Werfer

Enkeladus wider den Schild der Pallas,
der tönt, was vermöchte ihr Ansturm? Hier stand
Vulkanus, hier stand Juno, die
Herrin und der nie seinen Bogen nimmt von

den Schultern, der sein fließendes Haar badet
im reinen Tau kastalischen Quells, in Wald und
Gestrüpp der Heimat Lykien, in
Delos und Patara wohnt, Apollon.

Macht ohne Einsicht: Unter der eignen Wucht bricht
sie nieder. Die geläuterte Macht, die Gottheit
schwingt sie empor. Haßt sie doch die
Mächte, die Böses im Herzen hegen.

Mir zeugen meinen Sprüchen die Wahrheit Gyges mit
den hundert Händen und der Anpirscher, der
berühmte Orion, den Dianas
Pfeil, der jungfräuliche, niederstreckte.

Sie krümmt vor Schmerz sich über die Mißgeburt und
es weint die Erde um ihre Leibesfrucht, die
zum fahlen Orkus fuhr mit Blitzen.
Flammengezisch frißt durch Ätnas Gipfel

sich nicht. Und von der Leber des Tityos läßt
nichts übrig der Aar, Wächter der losen Triebe.
Dreihundert Ketten halten, seiner Lust
Beute, Peirithoos fest im Orkus.

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