Die Kellerassel
Die Wände schwitzen Langeweile
unter Ruß und Grind.
Grünspan – nächtiger Aussatz.
Es gluckst die Luft.
Der Lebensodem scheint verbraucht.
Aus den Astlöchern des Gebälks
tropft Überdruss.
Auf geölten Bohlen,
die bisweilen unflätig ächzen,
fahles Phosphorgleißen,
Schimmel wurmstichiger Früchte atmend.
Im Winkel hockt die hochbeinig-elegante Töterin
und tastet nach jedem Zittern im Gewebe
ihres fatalen Kunstgebildes.
In den feuchten Sägespänen brütet
larvenkuschlig Wärme
krabblige Arthropoden aus.
Vierzehn Beinchen strampeln
für zweier Jahre Ewigkeit
sich durchs abriebpralle Leben.
Das Muttertier, bauchig von Frucht,
schwimmt im zartgeschwungnen Panzer,
lauscht mit dem Doppelfühler in die Kellerwelt:
Durch das Fensterloch bohrt sich –
ein goldner Dolch ins Herz der Reue –
ein Strahl und wirbelt Staub
und wirbelt tote Flocken auf
mit leeren Versprechungen
von Reanimation, von Resurrektion
in eines Edens Jenseits-Frühling
an singenden Bächen,
in Genesung fächelndem Laub,
im runderneuerten Inkarnat,
schimmernd unter sonnenblondem Haar,
im Götzenfleisch der Renaissance,
nicht mehr gezeugt zwischen Kot und Urin,
sondern Botticellis Primavera
stracks entstiegen. –
Die Assel, wider alles Sehnsuchtsgift immun,
ist blind-gesund,
betastet ihre frische Brut
mit den Wollustfühlern.