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Der letzte Freund

27.09.2021

Sein helles Fell ist weich wie Moos und
doch so zottig wie verfitzte Baumwollfäden.
Manchmal bleiben Kletten darin haften,
die klaubst du heraus und striegelst es wieder glatt,
während auf seinen dünnen Beinchen
unter deinen guten Worten zittert
der treue Kumpan.

Wetzt er, heiß ist der Sommertag, das Blau des Himmels, es tönt,
nach dem roten Ball, den weit du geschleudert,
siehst seine Ohren du hüpfen
über Farnen und zwischen Ginsterbüschen,
freudig vernimmst du sein jubelndes Bellen.

Unter ihm knistert das Gras,
er bringt es dir wieder zurück,
sein immer wieder träumerisch angeknabbertes Spielzeug,
läßt den Ball vor deine Füße rollen,
rascher, als das Herz zu pochen vermag,
dreht sich im Kreise der Schweif.
Er aber steht wie bettelnd vor dir
und schaut dich an,
schaut dich fragend an.

Schleckend schiebt er den blechernen Napf
über die Fliesen, bis er leer ist und silbern erglänzt.
Erblickt er auf freiem Felde den Hasen
aufrecht sitzend die Pfoten sich lecken,
und wie er träge-genüßlich über die Augen sie reibt,
scheint er ihm ein Gespenst,
ihm sträubt sich das Fell, er versteckt sich.

Abends liegt er, lang war der Sommertag
und samtgewandet der schenkende Himmel,
eingerollt liegt er unter dem Sessel.
Nur die trockene Schnauze ragt in den Dämmer,
bisweilen funkelt ein Auge empor,
und wie gedankenverloren schließt sich das Lid.
Wendest du raschelnd die Seite
und überkommt ein Seufzen dich bei der Stelle:

Aber das Saitenspiel tönt fern aus Gärten; vielleicht, daß
Dort ein Liebendes spielt oder ein einsamer Mann
Ferner Freunde gedenkt und der Jugendzeit …

vernimmst du ein sanftes Klopfen
auf dem Teppich dort unten,
wenn das fühlende Tier halb im Schlaf
oder träumend, ach, träumend wovon,
aufgeschreckt wedelt.

Am Ufer seid ihr zu Haus,
du im währenden Liede des Wassers,
Rauschen, worin die Einsamkeit sich vergißt,
aber wider die Wogen kläffend der Freund,
der närrische, wenn die geschüttelten Lefzen ihm triefen
vom Schwall der Schäume, wonach er geschnappt.

Blickst wieder du, die Luft des Sommerabends ist lau
und Wohlgeruch strömt aus den Gärten,
aus dem offenen Fenster hinaus, ein Somnambule der Liebe,
zur Stunde, da immer sie zu euch kam,
du aber winktest ihr zu mit dem Taschentüchlein, dem weißen,
und kommt, wie ein Windhauch vor dem plötzlichen Regen,
ihr Name dir über die Lippen,
hörst du ein Winseln in deinem Rücken, ein leises Winseln.

 

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