Skip to content

Was die Charis trübt

04.11.2022

Es zeigt dein Schatten, was die Charis trübt,
verdunkelnd lichter Bilder Innigkeiten.
Gehst du des Weges, Schatten, er geht mit,
blüht auf, was zwielichtig im Zwielicht schlief,
was du erspäht dir wohl, doch nicht erschaut.
Den Teint der Wesen hält ein Pulsen frisch,
der Erde nächtig Quillen, Himmelsstrahl,
das über Halm und Ader singend strömt,
im schwanken Blatt ergrünt, in Augen glimmt,
und noch im Herbstlaub schäumt verebbend Weh,
ein Tau der Nacht erglänzt in Abschiedsblicken.
Dein müder Hauch macht jenen Spiegel blind,
wo sich gespensterhaft ein Lächeln hüllt
wie Blüten hinter brunnenfeuchter Gaze,
wo sich der Totenmaske Schimmer bricht
und sternenlose Augenhöhlen locken
wie schwarzer Mohn in orphisches Gefild.
Der Tinnitus des innern Ohrs, der Geist,
zerreißt den Wohlklang, den die Dämmerung
aus trunkner Kehle tropft, die Nachtigall,
und heitren Plätscherns Wasserserenade
zerbellt die fletschende, die Wahnhyäne.
Es ist der Phrase zäher Schleim, das saure,
das allzu süße Wort, das bald des Sinnes
zarten Herzbezug verätzt und bald
dem wahren Augenblick das Lid verklebt.
Es ist obszöner Zungen Natterngift,
was in der Meeresstille Muschel rinnt,
die Perle für der Sappho Ohr zerfrißt,
der Wortbombast, der Anmut leichtem Kahne
von johlenden Titanen aufgesetzt,
die unterm stummen Monde Zwerge sind,
doch teuflisch kichern, wenn der Kahn versinkt.

 

Comments are closed.

Top