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Horaz, Oden, Buch I, 35

09.08.2015

O diva, gratum quae regis Antium,
praesens vel imo tollere de gradu
mortale corpus vel superbos
vertere funeribus triumphos,

te pauper ambit sollicita prece
ruris colonus, te dominam aequoris
quicumque Bythyna lacessit
Carpathium pelagus carina.

Te Dacus asper, te profugi Scythae,
urbesque gentesque et Latium ferox
regumque matres barbarorum et
purpurei metuunt tyranni,

iniurioso ne pede proruas
stantem columnam, neu populus frequens
ad arma cessantis, ad arma
concitet imperiumque frangat.

Te semper anteit serva Necessitas,
clavos trabalis et cuneos manu
gestans aena nec severus
uncus abest liquidumque plumbum;

te Spes et albo rara Fides colit
velata panno nec comitem abnegat,
utcumque mutata potentis
veste domos inimica linquis;

at volgus infidum et meretrix retro
periura cedit, diffugiunt cadis
cum faece siccatis amici,
ferre iugum pariter dolosi.

Serves iturum Caesarem in ultimos
orbis Britannos et iuvenum recens
examen Eois timendum
partibus Oceanoque rubro.

Heu heu, cicatricum et sceleris pudet
fratrumque. Quid nos dura refugimus
aetas, quid intactum nefasti
liquimus? Unde manum iuventus

metu deorum continuit? Quibus
pepercit aris? O utinam nova
incude diffingas retusum in
Massagetas Arabasque ferrum!

 

O Göttin, dir liegt Antiums Lieblichkeit
zu Füßen, aus dem schmutzigen Winkel ziehst
den Nichtsnutz du hervor und kehrst um
Siegesgesänge in Totenklagen.

Dir ruft der Landmann zitternd Gebete, er darbt,
dich ruft als Herrin, wer immer sich vermisst,
mit Kielen bithynischer Bauart
Schaum im karpathischen Meer zu schlagen.

Der rauhe Daker, skythisches Wandervolk,
die Stadt und der Stamm, Latiums hoher Mut
und fremder Herrscher Mütter fürchten
dich und Tyrannen im Purpurmantel,

dass du mit dem Fuß höhnisch den Stolz umstößt
der Säule, dass nicht Pöbel sich rottet und
die Zögernden zum Waffengang drängt,
Waffen gebraucht und zerbricht die Herrschaft.

Als Magd geht voran stets das Schicksal dir,
in eherner Hand schwingt es die Pflöcke und
die Unglücksnägel, bringt den Haken
grausamen Tods, heißen Bleies Folter.

Dir folgt die Hoffnung nach, und im weißen Tuch
die seltene Treue weigert Geleit dir nicht,
wann immer du im Trauerkleid der
Mächtigen Häuser verlässt, unhold.

Es flieht der Pöbel treulos, die Hure flieht
meineidig, es fliehen die Freunde, wenn
am Boden des Krugs schimmert die Hefe,
das Leid zu teilen logen sie nur.

Behüte Caesar, der gegen Briten zieht
am Rande des Reichs, rette die Jünglingsschar,
die ostwärts zieht, Schreckbild dem Land der
Eos und Siedlern am Roten Meere.

Weh, Scham erfasst uns über vergossenes
Blut unter Brüdern. Was war uns heilig, uns
verhärtetem Geschlecht, was ließen
Ruchlose wir unentweiht? Hat Jugend

die Tat gescheut aus Furcht vor Göttern je?
Altäre geschont? O, unser schartiges
Schwert schärf in frischer Esse uns neu,
Arabern und Massageten gilt es!

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