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Lyrische Rezidive

19.04.2022

Und was so heiß
dich überströmte,
der Untergang der Sonne
in deinem Blut.
Und Nacht dann,
Nacht
und Stille,
oder fernes Schluchzen,
ans Uferschilf dir wogend
vom Fluß der Unterwelt.

*

Und Nacht,
o Nacht,
herniedersinkend,
das Wort,
das Licht,
verzückt
erstickt
in ihrem Schoß.

*

Sublim aufwölkend
wie sophokleischer Gesang
löst sich dein Wort,
das Wehgespinst,
ins grenzenlose Blau.

*

Stimme, weißer Schlaf,
erbettelt wie mit Muschelschalen,
gibt sich als Woge fort,
am eignen Echo
bald erlahmt,
gebrochen.

*
Laub des Ungesagten,
vom Mehltau matt
zermürbenden Geschwätzes,
ermüdet unter Schatten
grämlicher Begriffe
und Spinnenweben
abgespulter Namen,
erzittert schon,
erbebt von dem, was naht,
es siegelblank,
es golden-grün zu waschen,
Sturm.

*

Muß das Herz ergrauen
und der Geist verwittern
unterm harten Licht,
Träne wird betauen,
Knospe weich erzittern,
wenn die Nachtluft spricht.

*

Aufgebahrt in dunklem Schrein
ruht das Sonnenwort.
Schmerz, er rankt sich, wilder Wein,
in die Stille fort.

*

Flamme, eingesunken,
welkes Blatt, vom Herbst erleuchtet.
Wein, den wir getrunken,
hat die Wüste nicht befeuchtet.

*

Odem, gepreßt, geflossen
aus Lungen in beinernen Zangen.
Wort, das wild gesprossen,
hat sich im stummen Bild verfangen.

 

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