Ein Fall für Wiedertäufer
Wie bei einem Bassin voll Fischen,
Seerosen und Tang, das unbehütet,
unbedacht seit Zeiten,
unangeregt von Sauerstoff,
die Scheiben mit Algen verschmieren,
tote Schwebstoffe sinken,
und übler Geruch steigt
von verwesten Fischen am Grund.
Oder nimm eine Brille,
das eine Glas hat einen groben Sprung:
Dein Blick bleibt immer dran haften
und sieht nicht mehr durch.
Oder nimm eine Brille
mit arg verschmutzten Gläsern:
Sag dir: „Das Ebenmaß der Züge,
die Schneedüne des Halses befleckt
kein Flecken. Das geistige Licht über
der Landschaft hat keinen hässlichen Makel:
Du hast Flecken und Makel mit
vor das Gemälde gebracht.“
„Gut“, sagst du, „ich reinige das Bassin,
ich putze die Brille,
ich wechsle das Glas aus,
und alles ist klar!“
Ich meine was andres:
Die Seele, das ganze Bewusstsein,
ist kein Bassin, ist keine Brille.
Sie lässt sich nicht reinigen, nicht putzen.
Sie lässt sich nicht auswechseln,
in Teilen nicht, geschweige zur Gänze.
Einmal verschmutzt, versehrt,
beginnt die Seele abzusterben, zu faulen.
Immer mehr musst du subtrahieren
von dem, was deine Schuld verhässlicht,
und doch versinkt die Ahnung des
Wahren, Guten, Schönen
hinter schmutzigen Fenstern.
Den Schatten, der vor dir
sich blühend verfettet,
wirfst du ja selber!
Die maliziösen Untertöne,
die du überall mithörst,
du hast sie entbunden!
Was hier nicht gut riecht,
sind die verwesten Fische
auf deinem Grund!