Verfallene Waldkapelle
Mondweiße Muschel, überlassen
vom Gischt erloschner hoher Flut,
barocke Schnörkel, die verblassen,
du hülltest Herzen in Perlmutt.
Gesprungen die basaltne Schwelle,
von grüner Andacht Moos gekrönt,
verschollen liegt die Waldkapelle,
die Muschel, die einst hell getönt.
Marien ist der Sternenknabe
verdunkelt auf dem Blumenschoß,
floß lächelnd ihm die Gnadengabe,
das Zwielicht legt die Trauer bloß.
Bisweilen rupft ein Lamm Ranunkeln,
die Flimmerglanz aus Ritzen rief,
die Augen eines Kauzes funkeln,
der tags im Tabernakel schlief.
Der Hymnen Glut, die Rosen färben,
hat blauem Weihrauch sich vermählt –
mag sie im späten Vers nicht sterben,
wenn Schwermut auch sich Mohn erwählt!
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