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Das paradoxe Nichts

13.08.2025

Aus den Meditationes mortis

Der Tod verfinstert jedes lichte Maß.
Wir denken als Verlust ihn, doch vergebens,
verlieren ist wie finden Teil des Lebens.
Am Brocken Tod zerbricht das Wort wie Glas.

Das Dunkel scheint die Hülle nur des Lichts,
die Nacht zu furchen Schneisen in die Helle.
Ein Widerhall längst ausgerauschter Quelle
verweht das Wort im paradoxen Nichts.

Doch fühlen wir wie eine Made nagen
den Tod im roten Fruchtfleisch unsrer Lust,
lähmt uns schon bald ein glückliches Verzagen –

je ausgehöhlter eines Menschen Brust,
je minder wird der eitle Drang zu sagen,
was jeden Sinn zersetzt, der uns bewußt.

 

Angeregt durch den Vortrag „Unsere Angst vor dem Tod“ von Prof. Dr. Ernst Tugendhat, gehalten am 2. Juli 2003 in der Carl Friedrich von Siemens Stiftung, München:
https://www.youtube.com/watch?v=Anbp8kDk2eU

 

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