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Rabindranath Tagore, The Crescent Moon, Der Sichelmond XXXIII–XXXV

22.10.2018

XXXIII The First Jasmines

Ah, these jasmines, these white jasmines!
I seem to remember the first day when I filled my hands with these jasmines, these white jasmines.
I have loved the sunlight, the sky and the green earth;
I have heard the liquid murmur of the river through the darkness of midnight;
Autumn sunsets have come to me at the bend of a road in the lonely waste, like a bride raising her veil to accept her lover.
Yet my memory is still sweet with the first white jasmines that I held in my hand when I was a child.
Many a glad day has come in my life, and I have laughed with merrymakers on festival nights.
On grey mornings of rain I have crooned many an idle song.
I have worn round my neck the evening wreath of bakulas woven by the hand of love.
Yet my heart is sweet with the memory of the first fresh jasmines that filled my hands when I was a child.

 

XXXIII Der erste Jasmin

O dieser Jasmin, der weiße Jasmin!
Ich glaube mich zu erinnern, wie ich zum ersten Mal diesen Jasmin in Händen hielt, diesen weißen Jasmin.
Ich habe das Sonnenlicht geliebt, den Himmel und die grüne Erde;
ich habe das feuchte Flüstern des Flusses durch das Dunkel der Mitternacht gehört;
herbstliche Sonnenuntergänge erschienen mir an der Wegschneise in der einsamen Ödnis wie eine Braut, die ihren Schleier hebt für den Bräutigam.
Doch meine Erinnerung an den ersten weißen Jasmin, den ich als Kind in den Händen hielt, ist noch immer süß.
Es kamen manche frohen Tage in mein Leben und ich habe mit den fröhlichen Gästen nächtlicher Feste gelacht.
An grauen regnerischen Morgen habe ich manches Liedchen geträllert.
Ich habe den Abend-Kranz aus Bakula-Blättern, von der Hand der Liebe geflochten, um meinen Hals getragen.
Doch mein Herz ist süß von der Erinnerung an den frisch gepflückten Jasmin, den meine Hände umfingen, da ich ein Kind war.

 

XXXIV The Banyan Tree

O you shaggy-headed banyan tree standing on the bank of the pond, have you forgotten the little child, like the birds that have nested in your branches and left you?
Do you not remember how he sat at the window and wondered at the tangle of your roots that plunged underground?
The women would come to fill their jars in the pond, and your huge black shadow would wriggle on the water like sleep struggling to wake up.
Sunlight danced on the ripples like restless tiny shuttles weaving golden tapestry.
Two ducks swam by the weedy margin above their shadows, and the child would sit still and think.
He longed to be the wind and blow through your rustling branches, to be your shadow and lengthen with the day on the water, to be a bird and perch on your top-most twig, and to float like those ducks among the weeds and shadows.

 

XXXIV Der Bengalische Feigenbaum    

O zottig behaarter Feigenbaum am Ufer des Teiches, hast du das kleine Kind vergessen wie die Vögel, die in deinen Zweigen nisteten und davongeflogen sind?
Erinnerst du dich nicht daran, wie es am Fenster saß und das Gewirr deiner Wurzeln bewunderte, das sich in den Erdboden wand?
Die Frauen würden zum Teich zu gehen, um ihre Krüge zu füllen, und dein mächtiger dunkler Schatten würde sich über das Wasser winden wie der Schlafende, der sich gegen das Erwachen sträubt.
Das Sonnenlicht würde auf den Wellen tanzen wie das unermüdliche kleine Weberschiff, das den goldenen Wandteppich webt.
Zwei Enten würden am Ufer von Seegras über ihre Schatten schwimmen, und das Kind säße still und dächte nach.
Es sehnte sich danach, der Wind zu sein und durch deine rauschenden Zweige zu wehen, dein Schatten zu sein und im Laufe des Tages über dem Wasser länger zu werden, ein Vogel zu sein und auf deinem höchsten Zweig zu sitzen, und wie jene Enten zwischen den Gräsern und Schatten dahinzutreiben.

 

XXXV Benediction

Bless this little heart, this white soul that has won the kiss of heaven for our earth.
He loves the light of the sun, he loves the sight of his mother’s face.
He has not learned to despise the dust, and to banker after gold.
Clasp him to your heart and bless him.
He has come into this land of an hundred cross-roads.
I know not how he chose you from the crowd, came to your door, and grasped your hand to ask his way.
He will follow you, laughing and talking, and not a doubt in his heart.
Keep his trust, lead him straight and bless him.
Lay your hand on his head, and pray that though the waves underneath grow threatening, yet the breath from above may come and fill his sails and waft him to the haven of peace.
Forget him not in your hurry, let him come to your heart and bless him.

 

XXXV Segen

Segne dies kleine Herz, diese weiße Seele, die dem Himmel einen Kuß für unsere Erde abgewann.
Er liebt das Sonnenlicht, er liebt es, das Antlitz seiner Mutter zu sehen.
Er hat nicht gelernt, den Staub zu verachten und nach Gold zu drängen.
Drück ihn an dein Herz und segne ihn.
Er kam in dieses Land über hundert Wegscheiden.
Ich weiß nicht, wie er dich aus der Menge erwählte, zu deiner Tür kam und deine Hand ergriff, um dich nach dem Weg zu fragen.
Er wird dir folgen, lachend und redend, ohne einen Zweifel im Herzen.
Nimm sein Vertrauen an, führe ihn geradeaus und segne ihn.
Lege deine Hand auf sein Haupt und bete, daß trotz der Wogen, die von unten her bedrohlich größer werden, der Atem von oben kommen und seine Segel blähen und ihn in den Hafen des Friedens wehen möge.
Vergiß ihn nicht in der Eile, laß ihn an dein Herz kommen und segne ihn.

 

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