Skip to content

Der Herbst der Liebenden

13.08.2022

Daß uns das Licht ein wenig länger halte,
wie Falter jäh am Kelch der Orchidee,
nur zögernd uns ins Dunkel Abend falte,

der Mond sehr leise sage: Traum, verweh!
Daß wir nicht wie durch blinde Spiegel irren
wie flockenaufgescheuchtes Wild im Schnee,

und hören wir die Schwalben ferner sirren,
des Sommers denken, der uns angelacht
mit roten Beeren und mit grünen Myrrhen,

der Traubengluten, die der Herbst entfacht,
wenn Tränen scheu von Lilienwangen gleiten.
Bevor wir sinken in die hohe Nacht,

soll Arm in Arm mit uns die Grazie schreiten
im Park Watteaus, wo auf dem feuchten Grün
die Schwäne ihre Flügel zitternd breiten,

und Vogelrufe, Zwielicht teilend kühn,
das Herz Pierrots in blaues Dämmern tragen,
bis schwärmerische Blicke sanft verglühn.

Und wächst das Schweigen, wollen wir nicht klagen,
es birgt ein süßes Lied wie eine Rinde,
in Blüten singt es fernen Sonnentagen.

Daß uns das Licht in leisen Reimen münde.

 

Comments are closed.

Top