Skip to content

Vita nuova

05.07.2025

Ans Jenseitsufer seufzte sich die Klage,
wie dunkel war das Wasser und wie tief.
Duft weht die Knospe nun, die schwankend schlief,
da sie sich aufgetan dem hohen Tage.

Wir gingen schweigend Pfade, weich bemooste,
das schwarze Laub hat über uns gebebt.
Hat Fäden Lichtes noch Gesang gewebt,
verstummter Herzen Dämmerung zum Troste?

Die Inschrift auf dem grauen Marmorstein
war von der Milch des vollen Monds umflossen,
als hätt geritzt Osiris Elfenbein.

„Wort, in die stumme Erde eingeschlossen,
es strömt in Adern neuen Wachstums ein
und singt, ein helles Blut in hellen Sprossen.“

 

Comments are closed.

Top