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Die Schrift der Luft

07.02.2021

Dem Andenken an Rainer Maria Rilke

Der Flügel schreibt die schöne Schrift der Luft,
der Vogel deutet sie in Sturz und Flug.

Die Flosse fließt, des Wassers weicher Saum,
im Schlaf des Meeres schwimmt der Fisch, sein Traum.

Im Auge redet mit sich selbst das Licht,
die Lider leugnen, was die Sonne spricht.

Was hat die Hände uns zur Kunst geformt,
zu festem Griff, Umarmungen und Mord?

Wie wunderlich der Mund, Zwiespalt-Organ
für Nahrung und das Wort, für Kuß und Zahn.

Sind die Organe ein getreues Bild
des Elements, was macht den Geist uns wild?

Die Knospe gibt die Antwort hohem Strahl,
warum bevor wir blühn die Frage fahl?

Die Mücke fliegt nicht weit vom warmen Schoß,
was riß des Menschen Sinn vom Ufer los?

Der Hauch des Frühlings löst den dumpfen Zwang,
taut den verharschten Geist kein Sonnensang?

 

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