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Die weibliche Stimme: Alma

02.06.2017

Vor einem leeren Vogelbauer

Erst wurde hörnern-taub mein Fuß,
die Kiesel knirschten unter Nägel-Krallen,
die zarte Haut vergilbte rasch in laschen Falten,
aus denen Augen kleiner Warzen stierten,
schon hob der Wind die dünnen Arme,
die Zweige feuchter Federn zwickten,
es hüpfte mein kleiner Leib im Wogen
fein gezahnter Flügelbüschel,
womit ich ruckend hin- und widerstakte,
den Kopf, von goldengrünem Federkranz umbuscht,
mit kleinen Beerenaugen in Laubes Schatten
stoßend, den gelben Flöten-Schnabel
noch hilflos nach dem Liede wiegend,
scharrte wirre Spuren ich im Sand.

Dann ließ die Turteltaube meiner Gunst
sich schmeichelnd bei mir nieder
und blähte den beringten Hals, umgurrte mich
im Refrain von Schleifen, gurrte mich in ihren Tanz,
und meine Flügel flossen raschelnd ihren nach,
helles Fiepen flockte ich ins Dunkel ihres Girrens,
bis höher sie sich reckte und den weißen Flaum
der Brust aufplusterte, ihre Flügel klatschten die Luft
wie Zymbeln und spreizten ihre helle Lust zu gleiten.

Ein Flattern, und sie schwebte mir vor Augen,
stand mich umfächelnd in der Luft, sie stieg empor
und flog voran, ich fühlte meine Füße überm Boden
taumeln und Wind mich um die Lenden fassen,
die Freundin stand schon hoch und rüttelte,
als möchte meines neuen Daseins Wandel sie ergreifen,
da wollte Jubelschrei mich aufwärts tragen,
doch klebten Distelstengel mich am Boden fest,
das Vogelkleid fiel mir beschämt zu Füßen,
wie vom nackten Holz das Kleid der Puppe.

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