Sprach zu Gott der Lehm
Und Gott nahm vom Lehm,
Menschen sich zu bilden.
War er einsam ehedem,
wollte plaudern er in milden
Plaudereien, doch mit wem,
einem niederen Geschöpfe,
er, in dem das Wort besteht?
Dies begreifen nur die Tröpfe,
leere Spreu, vom Wind verweht.
Doch als wär er aufgeschreckt
aus dem Schlafe unbequem,
hätten Finger ihn geneckt,
sprach zu Gott der Lehm:
„Wolle mich nicht kneten,
gib mir kein Gesicht,
hauch mir deinen Odem
in mein Wirrsal nicht.
Hauch mir keine Seele,
daß ich mein bewußt
mich mit Fragen quäle,
ob ich Fülle, ob Verlust,
ob ich schweigen soll, ob singen,
wenn des Nachts die Quelle lallt,
oder bange Flügel schwingen,
weich von Schnee umwallt.
Will nicht zu dir beten,
weil mit hoher Kunst
du mir drehtest Locken,
Auge gabst und Fuß,
daß ich über Gras und Brocken
irr, den Mund voll Ruß.
Lass, o lasse mich dem Dunst.
Jugend geht in Freuden,
Strahlen ist ihr Ruhm,
doch es stinkt von Räuden
widrig Greisentum.
Wollust schnarcht in Kissen,
Zweifelsgeist bleibt wach,
unter Flockenküssen
liegt die Furche brach.
Aresʼ Helm, der glimmt
mondbleich wie die Lende,
nahm, daß er sie nimmt,
Venus in die Hände,
barg ihn sacht ins Gras,
wo ihr Schenkel zittert,
bis es klirrt wie zartes Glas
und er wieder ruhmumwittert
ihre falschen Tränen flieht,
jauchzend ins Gemetzel zieht.
Soll mir Mannes Dorn
von der Leere sagen,
soll ich, dunkler Born,
Fülle schweigend tragen,
zwiefach an Gestalt
Zwiefalt weiterreichen,
beides läßt mich kalt,
formlos soll mich Feuchte weichen.
Und es heitert mich der Ton,
der sich bildsam fügt Dryaden,
die mir opfern Wurm und Mohn,
Nymphen, die in meinen Senken baden,
und ihr lichter Leib fließt hin,
halt die Schale ich geründet,
deren weicher Mund ich bin,
Blüten sanften Strahls entzündet,
und die mich umwandeln, Schatten,
Totemgeister, können schlupfen
in begrünte Mulden, Matten,
wo sie herbe Kräuter rupfen.
Alles dies halb wie im Traum,
kein Gesetz hält mich im Zaum.
Laß dem Element mich dienen,
dem des Lebens Glanz entsprießt,
leg mir an nicht harte Schienen,
daß der Tanz des Pan verdrießt.
Reizt dich denn ein Bild,
das sich selber schaut erschrocken,
Quell, der aus dem Dunkel quillt,
den vom heißen Strahl bald trocken
trübsalmatter Kiesel füllt?
Willst du aber spiegeln
deines Dunkels Abgrund-Ich,
laß von Wolken dich umflügeln,
nimm den Schaum, nicht mich,
schöpf den Schaum von grünen Wellen,
die ein Sichelmond zerfetzt,
mag dein Psalm zerschellen,
wo Leviathan dich hetzt.
Mag dein steiles Sinnen
unter Engeln minnen.
Hauch nicht an den niedern Staub,
keine Zunge ihm verleihe,
er wird rauschen dürr wie Laub,
und sein hohes Lied sind Schreie.“
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