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Wechsel der Töne

16.01.2022

Wie peinlich, wieder aufzuwachen
in einer grauen Dämmerung,
wo deiner selbst die Spatzen lachen,
daß dir erlahmt des Lebens Schwung.

Wie schön, im Grase aufzuschlagen
das Auge, noch von Träumen naß,
wenn Strahlen blauen Sommers sagen,
daß deine Wange noch zu blaß.

Wie gräßlich, sich umwickelt finden
von Spinnenfäden fremden Worts,
in ätzendem Geschling sich winden,
in Wirbeln eines kahlen Horts.

Wie lieblich, wandeln über Auen,
wo Traumduft um die Knospe schwingt,
dir Anmut gießt der Blick von Frauen
ins Herz, daß es von Liebe singt.

Wir sahen, wie die lichte Schöne
durch abendliche Schilfe glitt.
Die Seele wechselt ihre Töne,
doch schweigt sie, wenn sie zu sehr litt.

Der Meister kann ein dumpfes Stöhnen
verwandeln in den Vers, der gleißt,
doch Maß und Unmaß nicht versöhnen:
die überspannte Saite reißt.

 

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