Die Vettel mit dem Hermesstab
Mit ihrem langen dünnen Plastikstab
tastet in den Ritzen sie nach Müll,
nach allem Toten, das sie zittern läßt,
wie Lider, zart bewimperte, ein Hauch.
Greisenhaft, mit distel-rotem Haar,
das Ohr der Seele fein gespitzt,
der Eule gleich, die Mäuse jagt,
ob da etwas raschelt, etwas knackt.
Jäh stürzt sie darauf zu,
und spießt und schiebt und stößt
Blatt, Korken, Schnipsel, Stummel,
die tote Biene, harten Hundekot,
bugsiert es mit dem Hermesstab,
in dem verhornt sich all ihr Fühlen,
daß sie an Unbelebtes nur mehr rührt,
zum runden Deckel des Kanals.
Sinkt der Unrat in ein dunkles Loch,
seufzt erleichtert sie „O ja!“,
doch wieder blitzt es vor ihr auf,
ein Unding, das des Orkus harrt.
So geht dahin die Zeit, das Leben.
Sie weiß es anders nicht zu füllen
wie einen löchrigen Eimer,
den ein Tor in einen Brunnen taucht.
Du auch säumst an seinem Rand,
kritzelst, was du siehst und sinnst.
Zerknüll die Verse, schnipp sie lächelnd weg.
Sei unbesorgt, sie tastet schon danach.
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