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Der Dichter und die Hexe von Endor

09.03.2017

Sie sprach und aus ihr sprachen
die vom Geist gewrungenen Eingeweide:

„Gott hat rechtens dich verstoßen,
den unbotmäßigen Knecht,
und es stockte der wahrsagende Fluß deines Bluts,
und die Treppe aus Licht,
die dir wuchs aus dem Herzen empor,
damit Engel darauf stiegen auf und nieder,
stürzte ein –

wie sind dir die Lippen verdorrt
in der Wüste des Worts,
wo Chimären auf den Wolken der Träume reiten
und Nichtiges lallt ein Mund,
dem entzog den triefenden Kelch der Herr –

und zwischen dir und dem Volk sank hin
der verkrüppelte Zweig der Sage,
und seine toten Blätter pflückte der Wind,
denn Nahrung fände er nur im Trog der Tränen,
doch es hat deinen Sinn versteint der Herr –

wen soll ich dir beschwören von den Ahnen,
von denen sich dein Hunger abgewandt,
um zu grasen auf wahngedüngter Weide,
keiner stünde auf, anders dir zu sagen
als mit den Händen vor dem Angesicht.“

Und sie setzte vor ihn hin ein Abendmahl
von Frucht und saurem Brot und Wein,
er aß nicht, doch er trank den Wein,
um zu vergessen, und er vergaß,
das Weib, den Spruch und auch das Letzte,
das Überstehen im eignen Sein.

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