Lyrische Vignetten
1
Durchs Mauseloch
des Vorgefühls
für die Gefahr im Schattenlaub
mußt du dich winden,
das Salz des Traumes
aus den Wimpern reiben,
um in der Lichtung noch zu sehen,
wie friedlich äst
das scheue Wild.
2
Mußt dich zwängen
durch die enge Pforte,
die zur Aussicht lädt,
zur klaren, wahren, stillen,
über eine Wendeltreppe
bangen Fledermausgewühls.
3
In die dunkle Furche Angst
mußt dich schmiegen
auf dem Gottesacker,
um blitzen sie zu sehen
die tausend kalten Nägel,
gehämmert
in den schwarzlackierten Sarg
der Winternacht.
4
Gelassen magst
ins Gras dich strecken,
das vom Gesumm
der Bienen zittert,
wenn kühle Tropfen
Taus dir auf die Stirne rinnen.
5
Hat gereicht sie dir,
der überschäumt
von herbem Duft,
den Becher ihres Munds,
lehne dich zurück
im Safransamt
des Abendrots.
6
Des Lebens Linien,
verwischt
im Schwelen
trunkner Glut.
Das Bild der Heimat,
versunken halb
in der Erinnerungen
Schnee.
Der Freunde Ruf,
Adieu,
überweht schon
vom Gebraus der Gischt.
7
Karfreitagsstille.
Nur das harte Holz der Klapper ächzt.
Verhängt
mit einem schwarzen Bahrtuch,
wo Verlassenheit
geschrien fernem Gott,
das Kreuz.
Erstickt von einem schwarzen Rauch,
das unter Huren
einen keuschen Mund gesucht,
das Wort.
8
Pfade, überwachsen, am blauen Totenmaar,
Ahnungen, aufgesprudelt aus dem Grund.
Fern hörst du singen blasser Knaben Schar.
Still, sei still! Geister haben keinen Mund.
Und liegst du müd an hohen Sommers Saum,
Erinnerungen, Duft von Heu, vor Tag gemäht.
Wolke, o himmlisch-vergänglicher Schaum.
Schlaf ein, schlaf! Es ist worden spät.
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