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Denke nicht, schau

20.10.2022

Dem Andenken an Ludwig Wittgenstein

Du bist nicht da, das Leben zu befragen,
zu wühlen tief, zu suchen weit,
vollkommen ist, was stille Rosen sagen,
volltönend schwingt der Ring der Zeit.

Du kannst mit Schwätzers Fingerhut nicht leeren
des Unsagbaren Ozean,
das Lied des Lebens kannst du einzig hören,
schweigst du im hohen Mittagsblau des Pan.

Da Schatten sich auf deinen Pfaden längen
und siehst des Glückes Wabe leer,
lockt Tropenmond die Liebe zu Gesängen,
und Lotus schwankt, von Süße schwer.

Still geh vorüber, wo die Bilder fahlen,
die Inschrift überwuchert Gras,
es blühen Zeichen unter Wunderstrahlen,
die noch kein Menschenauge las.

Mag in dein Dunkel Tau von Blüten glänzen,
die edler Strophen Sproß entkeimt,
des Tages abgebrochnen Vers ergänzen,
was süß die Nachtigall noch reimt.

Geh zur Oase, frommer Dichter Weiden,
zum Wasser, das mit Sternen spricht,
und mußt du dich mit Nachglanz auch bescheiden,
o trink den einen Tropfen Licht.

 

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