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Der Wein des Gesangs

25.06.2022

Ein Lampion hängt sein müdes Gaukelglimmen
der Mond in den erschrockenen Baum.
O könnten wir in blauen Lüften schwimmen,
und unter uns blaßte heimatlicher Ufer ärmlicher Schaum.

Uns sind die Herzen hohl wie bronzene Glocken,
ihr irres Pendel seufzt und schwirrt und schwingt,
doch schlägt es an, wie zittern wir, stocken,
bangen, daß die abgenützte Schale springt.

Ein purpurner Tropfen in dämmernden Reben
schimmert die Traube im Abendrot.
O könnten wie stumme Blüten wir schweben
auf schwarzen Wassern, als wäre die Welt uns tot.

Wir sind an einen Pflock aus Nacht gebunden,
den trieb ins Herz der Erde tief ein Dämon ein,
und schürften, die nicht heilen, seine Fesseln Wunden,
den Schmerz betäubt uns des Gesanges Wein.

 

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