Die verschollene Knospe
Wenn Wasser schimmern unter Weidenranken
von einem Mond, der schon verrinnt,
will unser Schmerz auf trunknen Wellen schwanken
mit Knospen sacht im Abendwind.
Es schwirren noch im Röhricht heiße Stimmen,
ein Kuckuck ruft sein „Komm zurück!“,
die Knospe mag ins süße Dunkel schwimmen,
verschließen ihren Sehnsuchtsblick.
Und kommt die Nacht mit sanft erhellter Stille,
kann Venus selbst nicht mehr verstehn,
daß ihr im Traum die bleiche Träne quille.
Das Herz vergaß, weshalb, um wen.
Magst rosenfingrig nach ihr tasten wollen
im Laubwerk, Eos, um den See,
die Knospe hoher Dichtung ist verschollen,
Schmerz taute auf den Blütenschnee.
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