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Vor und hinter den Kulissen

18.02.2024

Der Himmel veilchen- oder fliederblau,
Hügel davor, zerlaufene Soufflés.
Nicht auch ein Bach? Ach was, ein Teich,
Blumen von Monet? Nein, von O’Keeffe.

Der Junge liegt im Gras. Im Heu? Im Gras.
Die Waden nackt, die Bluse offen, liest.
Kleines weißes Knäuel gleich daneben,
Hündchen, das nach Mücken schnappt.

Was mag der Bub wohl lesen?
Der Titel ist verdeckt, muß heiter sein,
das Büchlein, hin und wieder
hört man ihn lauthals lachen.

Hinrollt das Knäuel und es bellt
herzzerreißend im Diskant.
War’s ein Hase, der vorbeigehoppelt?
Das Dickicht ist recht hoch. Lugt dort ein Löffel?

Kleine weiße Wolke auf azurnem Grund,
sie färbt sich langsam rot.
Es will, scheint’s, Abend werden, Vers um Vers,
peu à peu, auch ohne Reim.

Geht denn der Junge nicht nach Haus?
Noch nicht. Kramt einen Apfel
aus der Tasche, reibt ihn am Ärmel ab.
Hört man das Fruchtfleisch knacken?

Nein, den lauten Biß deckt Rauschen zu,
das nun durch Büsche geht und Bäume. Verschluckt
sogar das Schlabbern, wenn die rote
Hundezunge übers weiche Wasser leckt.

Da, er wirft den Grotzen hinter sich,
das Knäuel pest gleich hintennach.
Der Junge aber pfeift durch seine Finger.
Es rast, der Butzen fällt ihm aus dem Maul.

Sie gehen heim, zwei Kameraden,
die Tasche baumelt an der Schulter.
Dann und wann springt das Tier danach,
alle Viere in die Luft gestreckt.

Endlich nimmt der Bub etwas heraus.
Der Hund sitzt andachtsvoll und gibt die Pfote.
Er hält’s ihm hin. Ein Würstchen? Wir können’s
aus so weitem Abstand nicht erkennen.

Jetzt sind sie nur noch kleine Flecken
in der Ferne. Da muß das Dorf sein
mit dem Zwiebelturm der Kirche. Ob Früh-,
ob Spätbarock, zu spät, die Dämmerung obsiegt.

Wie Tropfen Milch, die man in dicker
brauner Schokolade hat verrührt,
im dunklen Trank verschwinden,
sind sie verschwunden.

 

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