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Deutsche Haiku

02.06.2022

Über das Wasser
ziehen leuchtende Wolken.
Schwan, er schwankt im Schlaf.

*

Nacht, flockenbestäubt.
Im Schilf am Ufer des Sees
gluckert das Dunkel.

*

Blau, Rätsel aus Luft.
Wir atmen es ein und aus,
keiner, der es löst.

*

Gefrorener See,
Schlaf. In der dunklen Tiefe
blitzt es von Flossen.

*
Wie aber Heimat?
Im Schnee der Nacht keine Spur.
Hell ein Fenster, fern.

*

Abend, roter Mohn.
Langsam rinnt nieder der Tau,
bis die Glut verlischt.

*

Den niedertrat ein
tumber Fuß, unscheinbarer
Halm steht wieder auf.

*

Molke schüttend in
Krüge der Nacht, stummer Mond
vollendet den Vers.

*

Ein Frosthauch genügt,
und am Fenster die Fächer,
die Farne des Lichts.

*

Das Lied ist verweht.
Die Pollen des Sommertags,
fanden sie Obdach?

*

Ihr lächelt dem Licht,
Maßliebchen, habt Tränen ihr
auch, wenn es dunkelt?

*
Unpflückbar leuchten
schön am Zweig der Dämmerung
Äpfel der Kindheit.

*

Wie das Haupt des Schwans,
den Schaum des Monds zu kosten,
taucht der Flaum des Worts.

*

Kristall des Frühlichts
tönt purpurn im Gipfelschnee,
gläserne Rosen.

*
Ruderlos ein Boot,
von grüner Welle umseufzt,
treibt mein Lied dahin.

*

Vom Regen gewiegt,
schweben die Teichrohrsänger
im Schilfrohr des Schlafs.

*

Tropfen zerspringen,
helle Laubserenade,
Blatt für Blatt ein Ton.

*

Die Tür geschlossen –
durchs Schlüsselloch schlüpftest du
in meine Träume.

 

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