Deutsche Haiku
Über das Wasser
ziehen leuchtende Wolken.
Schwan, er schwankt im Schlaf.
*
Nacht, flockenbestäubt.
Im Schilf am Ufer des Sees
gluckert das Dunkel.
*
Blau, Rätsel aus Luft.
Wir atmen es ein und aus,
keiner, der es löst.
*
Gefrorener See,
Schlaf. In der dunklen Tiefe
blitzt es von Flossen.
*
Wie aber Heimat?
Im Schnee der Nacht keine Spur.
Hell ein Fenster, fern.
*
Abend, roter Mohn.
Langsam rinnt nieder der Tau,
bis die Glut verlischt.
*
Den niedertrat ein
tumber Fuß, unscheinbarer
Halm steht wieder auf.
*
Molke schüttend in
Krüge der Nacht, stummer Mond
vollendet den Vers.
*
Ein Frosthauch genügt,
und am Fenster die Fächer,
die Farne des Lichts.
*
Das Lied ist verweht.
Die Pollen des Sommertags,
fanden sie Obdach?
*
Ihr lächelt dem Licht,
Maßliebchen, habt Tränen ihr
auch, wenn es dunkelt?
*
Unpflückbar leuchten
schön am Zweig der Dämmerung
Äpfel der Kindheit.
*
Wie das Haupt des Schwans,
den Schaum des Monds zu kosten,
taucht der Flaum des Worts.
*
Kristall des Frühlichts
tönt purpurn im Gipfelschnee,
gläserne Rosen.
*
Ruderlos ein Boot,
von grüner Welle umseufzt,
treibt mein Lied dahin.
*
Vom Regen gewiegt,
schweben die Teichrohrsänger
im Schilfrohr des Schlafs.
*
Tropfen zerspringen,
helle Laubserenade,
Blatt für Blatt ein Ton.
*
Die Tür geschlossen –
durchs Schlüsselloch schlüpftest du
in meine Träume.
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