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Wie gut, daß Wüsten wachsen

09.08.2021

Wie gut, daß Wüsten wachsen, stummem Mond
der Dünen weiches Wogen endlos dehnt
ein Meer aus glitzerndem Staub und flüsterndem Sand,
dem einsam lauscht der giftige, der Skorpion.
Denn wächst die Wüste, wächst die Stille auch,
erstickt den Lärm der Welt und stopft mit Knebeln,
zart und unablöslich, mit Knospen aus Quarz,
die im Dunkel feuchter Schlünde platzen,
dem Marktgeschrei das Maul, dem Wahngeschrei.
Klebt nicht schon rötlicher Flaum an Fensterscheiben,
knirscht stumpfer Zahn dem Esser nicht ins Blatt?
Es schimmert durch die Schrift dem Ahnungslosen,
dem Dichter, der noch Rosenworte sucht,
die unterm heißen Wüstenwind bald siechen,
statt eines Wasserzeichens eine Locke
der Königin von Saba, die sie einst
dem alten Gott des Lebensgrauens,
der zwischen den Nomadenzelten brüllte,
auf seine Löwenpranke hat gelegt,
als er aus heißem Flirren ihr erschien.
Wie gut, daß Wüsten wachsen, Gärten aber,
die unter Wegerich und Ampfer röcheln,
es seufzt kein Veilchen mehr zum Huf des Pan,
streut Asasel die weißen Todesflocken.
Der Wingert, wo der Traube Blick geglüht,
dem frohen Kelch des Herbstgesangs entgegen,
fleht aufgelassen längst zum Geist der Wildnis.

Wie gut, daß Wüsten wachsen, stummem Mond
der Dünen weiches Wogen endlos dehnt
ein Meer aus glitzerndem Staub und flüsterndem Sand.
Denn wächst die Wüste, wächst die Stille auch.

 

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