Der heilige Narr
Als wäre geformter Lehm
aus Töpfers Hand,
der gestaltenweisen,
nächtens wieder verquollen
und in Sündenblasen
über die Ränder gedunsen.
Welcher Prophet
erschaut im Traumquark der Nacht
die gemeinte Linie des Sinns,
die edle Knospe der Stirn?
Im aufgelassenen Wingert,
überwuchert von Dorn und Wachholder,
klammern sich gichtig
die blutleeren Finger der Rebe
um den hohlen Hals der Amphore.
Welcher Priester des Weins
erschaut in trockener Echsenhaut
den Tanz der Korybanten,
unterm aschenen Schleier des Schiefers
die Purpurlippen des Lieds?
Das Grabmal mit dem Inbild
des himmlischen Zweigs
und dem Paßwort der Seele
ist umgestürzt über den Schnee
der Knochen, als würden darunter
die Mäuse noch singen.
Welcher heilige Narr
erschaut im Phosphorschein
das Licht des Wunders,
im zerquetschten Wurm
das blutende Herz des Erlösers?