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Alter Mann

08.05.2023

Du hockst verschnupft in deinem Gartenhäuschen
und fühlst, halb zugeschneit, dich wie im Bann,
hörst Epitaphe wispern schon die Mäuschen,
meschugge bist du, kindisch, alter Mann.

Sie ruhen unterm Schnee, die hohen Namen,
die Purpurknospen bleichte Wintermond.
Wo sind die Sänger, die der Nacht entkamen?
Die Amsel nur, scheint’s, blieb vom Sturm verschont.

Du sagst, vergessen sei’s du, keiner klopfe
und liest mit dir im sechsten Buch Vergils,
nicht wecke Seelen, was ins Dunkel tropfe.

Doch treiben dir noch Ranken des Gefühls –
vielleicht, daß sie in fernen Sommertagen,
die Kinder pflücken, blaue Beeren tragen.

 

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