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Ansichten eines reaktionären Melancholikers

16.08.2019

Philosophische Sentenzen und Aphorismen

Der rigide Anspruch von Rationalität und universeller Moral erzeugt im Labor der Metropolen die widrigsten und provinziellsten Monstren, die ihm Hohn sprechen und den Garaus machen.

Der kommende Bürgerkrieg der Ethnien könnte entweder zu ihrer lokalen und kulturellen Segregation und Regimen der Apartheid oder zur Aufrichtung eines europäischen Cäsarismus führen, der auf Bergen von Schädeln thronend die neue Pax Europaea verkündet.

Wenn ein Weißer einen Schwarzen tötet, war das Motiv Rassismus; im umgekehrten Falle brach sich die angestaute Wut eines schwer traumatisierten Opfers Bahn.

Schon der widrige Umstand, in Massenquartieren mit unbekannten Nachbarn hausen zu müssen, erweckt natürliche Haltungen von Abwehr und Mißtrauen; wenn aber Krethi und Plethi gezwungen wird, Haus und Hof, Wasser und Brot mit Ali und Hussein zu teilen, erzeugt dies natürlicherweise Ressentiments und Pogromstimmung.

Wenn wir mit Nietzsche und Spengler Kulturen unterschiedlichen und sich ausschließenden Regimen des Instinkts und der Triebmodellierung zuordnen, ob wir sie nun apollinisch, dionysisch oder faustisch nennen (der Name tut nichts zur Sache), folgt daraus, daß ihre in ein enges Quartier zusammengepferchten Träger im günstigsten Falle einander ignorieren und mit dem ironischen Lächeln dumpfen Überlegenheitsgefühls begegnen, im ungünstigsten Falle einander mißtrauisch beäugen oder die Köpfe einschlagen.

Wir fühlen es nicht mehr, daß wir uns uneigentlich ausdrücken, wenn wir vom Gesang der Vögel reden oder davon, daß das Hundchen an der Leine vor dem Supermarkt auf sein Frauchen warte.

Warten ist kein Erlebnis oder Seelenzustand wie der Schmerz oder die Furcht: Schmerz und Furcht haben eine gewisse Dauer und Intensität. Doch wenn ich auf dich warte, muß ich nicht ständig an dich denken – ich kann etwas lesen, ohne an dich zu denken, in der stillen Erwartung, daß es demnächst klingeln werde.

Kinder, die einen Ausflug auf einen Bauernhof machen, treffen sich nicht mit den Kühen, sondern treffen auf Kühe. Wenn wir uns mit jemandem treffen, gilt beispielsweise, daß der Betreffende uns erwartet oder auf uns wartet. Tiere warten auf niemand.

Der Hund an der Leine vor dem Supermarkt kann nicht hoffen, daß sein Frauchen, obwohl es schon geraume Zeit ausgeblieben ist, endlich wieder erscheinen werde.

Tiere warten weder auf jemanden noch hoffen sie auf etwas.

Der Pawlowsche Hund erwartet oder hofft nicht aufgrund des akustischen oder visuellen Signals, ihm werde gleich das leckere Futter gereicht. Das Signal wirkt als bedingter Reflex oder Auslöser einer Verhaltensweise wie Speichelabsonderung; der Speichelfluß ist ein internes Symptom dessen, was wir Appetit oder Hungergefühl nennen.

Wir fühlen nicht mehr, daß wir uns uneigentlich ausdrücken, wenn wir sagen, der Orang Utan baue sich abends aus abgerissenen Zweigen und Laub ein Schlafnest oder die Schimpansenhorde führe Krieg gegen ihre Nachbarn.

Tiere bauen nicht, sie wohnen und arbeiten nicht, sie führen weder Krieg gegeneinander noch leben sie mit ihren Nachbarn im Frieden.

Um Krieg führen zu können, muß man über den Begriff des Krieges verfügen und beispielsweise verstehen, was es heißt, eine Kriegserklärung zu machen.

Um Krieg zu führen, müssen wir über eine Sprache verfügen, in der wir die einen als Freunde und Bündnispartner, die anderen als Feinde bezeichnen.

Blütenpflanzen und Insekten leben in einer sexuellen Symbiose, sexuelle Befruchtung finden wir allenthalben im Tierreich, von den Fischen über die Vögel bis zu den Säugern; aber nur Menschen leben als Mann und Frau.

Es gibt nur zwei menschliche Geschlechter; der Rest sind Varianten oder Deformationen im Rahmen dieser Polarität.

Wir können auch sagen, wir existieren als geschlechtliche Wesen auf gewissen Punkten der Wahrscheinlichkeitskurve, die vom Ausgangspunkt des idealtypischen Mannes zum Endpunkt der idealtypischen Frau verläuft; wobei Mann und Frau eben biologische und psychische Idealtypen darstellen, die von keinem Exemplar rein und unvermischt dargestellt werden.

Seele und Geschlecht sind insofern eine Einheit, als idealtypisches Mannsein sowohl biologisch durch die Funktion der Samenproduktion und -ejakulation als auch psychologisch durch Formen der Expansion und Aggression ausgezeichnet ist; während idealtypisches Frausein sowohl biologisch durch die Funktion der Produktion fruchtbarer Eier und der Schwangerschaft als auch psychologisch durch Formen der Bewahrung und Hege ausgezeichnet ist.

Das väterliche Ideal bildet die Urformen der Religion des Lichts, der Höhe, des Wortes aus; das mütterliche Ideal die Urformen der Religion der Nacht, der Tiefe und des Schweigens.

Das Bild des Mannes greifen wir nur in der Reihe seiner kulturellen Variationen, im Herren von Haus und Hof, im Krieger und Priester, im Eigentümer und Erblasser, im Redner und Sänger. Entsprechend das Bild der Frau als Hüterin von Herd und Feuer, Ernährerin und Erzieherin, Erzählerin und Muse.

Ein jedes Bild ist mit seinem Schatten behaftet, der Herrscher und der Tyrann, der Krieger und der Zerstörer, der Priester und der Inquisitor, der Eigentümer und der Vergeuder des Erbes, der Redner und der Schwätzer, der Sänger und der Krakeeler.

Im Tierreich finden wir Männchen und Weibchen, aber weder Mann noch Frau in der kulturellen Funktion von Vater und Mutter.

Die Aufgaben des Erbes und des Erblassers im Rahmen der römisch-rechtlichen Sittlichkeit verpflichten den pater familias und den Herrscher darauf, die materiellen und kulturellen Güter der Familie, der Sippe, des Landes nicht nur zu pflegen und zu bewahren, sondern sie auch zu vermehren und den Nachkommen möglichst unbeschadet, ja glänzender zu überliefern.

Das Charisma der matrona als Hüterin und Hegerin des Hauses vermochte es auf lange Dauer das ungezügelte und von Natur gewalttätig-polygame Wesen des Mannes bisweilen im Gehäuse der Monogamie und der ehelichen Treue zu zähmen und zu kultivieren. Daß es in finsteren Ekstasen immer wieder ausbricht, zeigt die Chronik der Massaker und Vergewaltigungen.

Eine spezifische natürliche Mitgift der männlichen Mitglieder der weißen Rasse, die Fähigkeit zur Entfaltung einer formal nuancierten und logisch differenzierten Intelligenz, bahnte von der Logik des Aristoteles und der Geometrie des Euklid über die Algebraisierung der Mathematik durch Leibniz und Newton bis zur neuen Logik von Frege und Russell den Weg zur technischen Durchdringung der Weltzivilisation.

Die germanischen Eroberer wußten mit der komplexen Technik der römischen Wasserversorgung nichts anzufangen; in den verwahrlosten Wohnstätten begann es zu stinken. Der massenhafte Zustrom geistig minderbemittelter Mitglieder nichtweißer Kulturen führt unweigerlich zum Niedergang der westlichen Zivilisation; der Gestank des Niedergangs ist schon allerorten wahrnehmbar.

Das korrekte Ergebnis einer Addition oder Multiplikation beschreibt keine Tatsache in der Welt, sondern ist die Exemplifizierung normativer Vorgaben.

Auch die Logik und die Grammatik beschreiben keine Tatsachen in der Welt, von denen wir zu sagen geneigt wären, sie seien ideale Formen oder Paradigmen einer idealen Sprache.

Zu sagen, der Hund hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit seinem Herrchen, ist nicht falsch, weil wir unter dem Scanner im Hirn des Tieres nicht jene neuronalen Abläufe identifizieren könnten, die bei uns im analogen Falle der Erwartung eines Freundes statthaben; es ist unsinnig, weil wir psychologische Prädikate wie hoffen und erwarten nur auf Teilnehmer einer reziproken Kommunikation anwenden, bei der einer, der auf den anderen wartet, hofft, daß der Betreffende sich bemüht, seine Erwartung zu erfüllen, während dieser wiederum befürchtet, den anderen zu enttäuschen, würde er sie nicht erfüllen.

Das Kriterium für die Erfüllung einer Erwartung ist nicht die Kausalität eines seelischen Sättigungserlebnisses, sondern die grammatische Möglichkeit, den Satz „Er wartet darauf, daß sein Freund komme“ durch den Satz „Seine Erwartung wurde durch das Kommen seines Freundes erfüllt“ zu ersetzen.

Der Hund kann die Entschuldigung seines Herrchens, die erklären würde, weshalb er sich verspätet hat, nicht annehmen.

Erinnern ist kein Erlebnis oder ein innerer Seelenzustand, auch wenn es mit Erlebnissen und Seelenzuständen verknüpft sein mag.

Sich zu erinnern glauben, heißt nicht, sich zu erinnern.

Wenn ich mich zu erinnern glaube, gestern im Park eine Seerose gesehen zu haben, kannst du mich korrigieren und behaupten, es handele sich um eine Lilie. Ich glaube dir eher als meinem Gedächtnis, denn du bist Botaniker.

Kluge Biologen sind dumme Philosophen, wenn sie meinen, an den Veränderungen neuronaler Muster im Nervensystem einer Meeresschnecke dem Phänomen, das wir Erinnerung oder Gedächtnis nennen, auf die Spur gekommen zu sein, wenn diese Veränderungen aufgrund kausaler Wirkungen systematischer Reizstimulationen zustandegekommen sind. Erinnerung kann nicht mit einem kausalen Vorgang im neuronalen System identisch sein, sonst könnten wir nicht sagen, daß ich mich verrechne, wenn ich mich aufgrund einer systematischen, aber leider fehlerhaften Lernkonditionierung angesichts der Aufgabe einer Addition immer an dieselbe falsche Lösung erinnere.

Kein Dummkopf, der glaubt, Geschlecht sei eine soziale Konstruktion, bemerkt oder stört sich an der Inkonsistenz, die darin liegt, daß er ohne Zuhilfenahme der begrifflichen Bipolarität von Mann und Frau, was er sagen will, nicht ausdrücken könnte; er könnte von einem dritten nicht reden, wenn er das erste und zweite Geschlecht nicht heimlich oder verschämt mitgezählt oder als natürliches Muster vorausgesetzt hätte.

Zu behaupten, das Geschlecht sei eine soziale Konstruktion ist ähnlich begrifflich konfus und abgeschmackt, wie zu behaupten, eigentlich sähen wir keine Stühle und Tische, Hunde und Katzen, sondern konstruierten, was wir so nennen, aus den visuellen Wahrnehmungen von Farbflecken, oder zu behaupten, wir hörten nicht eigentlich, was der andere sagt, sondern interpretierten seine Worte und Äußerungen aus der akustischen Wahrnehmung der von ihm ausgesandten Geräusche.

Ich sehe die Angst, die Scham, die Verlegenheit eines Menschen unmittelbar an seinem Gesichtsausdruck und seinen Gebärden; ich muß nicht aufgrund der sensorischen Daten, die mir die visuelle Wahrnehmung seines körperlichen Verhaltens liefert, auf einen inneren Geistes- oder Seelenzustand schließen.

Die Scham enthüllt sich gleichsam hemmungslos im plötzlichen Erröten. Natürlich könnte ich mich im Einzelfall irren, wenn es sich in Wahrheit um einen unterdrückten Wutausbruch handelt, aber nicht im Normalfall, wenn ich die Umstände berücksichtige, beispielsweise eine mir entfahrene verstörende Bemerkung oder das Auftauchen einer Person, die beim Betroffenen peinliche Erinnerungen wachruft.

Die Revolution der Denkungsart, wonach die Natur Kern und Schale, das Äußere die Manifestation des Inneren und die Grammatik ein kontingentes Apriori oder Normengeflecht unseres sprachlichen Weltumganges darstellen, ist mit den Namen Goethe, Nietzsche und Wittgenstein verbunden; die von ihr hervorgerufenen Verwerfungen alter Deutungsschichten und die Möglichkeiten eines neuen Denkens treten in der Gegenwart nur erst bruchstückhaft ans Licht.

 

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