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Auf ruderlosem Kahn

18.07.2022

Dort waren deine Locken übersprenkelt
von Tropfen eines kristallinen Lichts,
sie rannen auf den dunklen Pfad herab,
und meine somnambulen Augen tranken.
Und was im Rascheln lichter Lauben spielte,
war nicht der Heimathauch der Sommernacht,
es floß aus topasblauen Sphären nieder,
quoll über sterngesäumten Brunnenrand.
Das Seidentuch, das deinen Leib umspannte,
hat sich, von meiner Stirn kaum angerührt,
ins Rieseln aufgelöst von Wasser-Falten,
die sie gekühlt wie goldner Flosse Taft.
Und schäumte uns die Nacht wie Träumern trunken
ihr Indigo am ruderlosen Kahn,
zog über uns der Hochgesang der Wolken,
schwieg unter uns der süßen Blüten Schnee.
Und stieß uns einer Nymphe tiefes Seufzen
das Boot ins Schilfrohr, flatterte jäh auf
der kleinen Sänger Schar, und es erbebte
ihr Nest, des Röhrichts heimliches Gespinst.
Ja, deine Hand nahm meine Hand, die bange,
du führtest uns, die alles vorgefühlt,
auf eine Lichtung, nahe bei der Weide,
die ihre Trauer schlaff ins Wasser hing,
hobst auf das Schimmern der Fasanenfeder,
und hast, bevor du schiedst, sie stumm geküßt.
Fern glomm noch Licht in deinem Haar, verglomm.
O dies geschah, und wie des Wunders Zeuge
ist mir die Feder, die ich aufbewahrt.

 

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