Skip to content

Das Sinngeflecht

17.06.2021

Ein Geflecht harmonisch fein verzweigt,
des Blattes zarte Adern
trinken Licht
und winden sich ums grüne Leben.

Und wenn sie ihrem Dienst entsagen,
winkt in der sanften Glut des Untergangs
wie eine Abschiedshand das Blatt,
bevor es kraftlos niedertaumelt,
uns in ein ährengoldenes,
ein abendrotes Farbenspiel.

So auch des Sinngeflechtes Zeichen,
die Samen, die aus feuchten Furchen sprießen,
Gräser, Schilfe, die am Rand von dunklen Wassern wehen,
Knospen, die auf sanften Wogen treiben,
sie spenden Leben dem Gedicht,
und trinken Sinn,
sie winden sich ums Chlorophyll
des hell Gesagten
und zittern still, ein Schattenlaub
des Ungesagten.

Das Blatt der dichterischen Zeichen aber gilbt,
wenn aus der Heimaterde unsres Ahnens
die Lebenswasser nicht mehr steigen,
und ohne des Verglühens Pracht,
wenn uns im Himmel blauer Daseinsfreude
die hohe Sonne fahlt,
fällt schmutzig-welk es auf die trüben Pfade,
wo plumpe Klauen trampeln
und barsche Schnauzen wühlen.

 

Comments are closed.

Top