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Der Wein der Dichtung

26.11.2023

Der Glutorange Sonnenpracht,
die dumpfes Brüten, das verhockte,
ins Gartendämmerdickicht lockte,
fault nun in kalter Erde Nacht.

Die Feldmaus hört mit feinem Ohr
des glänzend-fetten Wurmes Schmatzen,
und grauste ihr nicht vor den Tatzen,
hätt sie die Frucht geschleckt zuvor.

Die Amsel hat den Wonneton
kaum in das Zwielicht ausgesendet,
scheint auch des Lebens Kreis vollendet,
der Wurm zuckt ihr im Schnabel schon.

Wenn Leben sich von Leben nährt,
magst, Dichter, du den Durst uns stillen,
den Wein in blaue Krüge füllen,
der lang im Herzverlies gegärt.

Wir trinken ihn im Abendrot,
das durch der Verse Dämmer leuchtet,
bis uns ihr Bild die Augen feuchtet,
die Liebe, die wir wähnten tot.

Und sehen wir, efeuumkränzt,
den Mond in Liedes Schilfe sinken,
gib uns den herben Most zu trinken,
daß uns der Strom der Heimat glänzt.

 

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