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Dichters Tiere

11.03.2019

Braune Flecken, Mutter-Muhen,
große Kuh, mein Lied ist Gras,
auf den Büscheln kannst du ruhen,
deine Zunge gibt das Maß.

Graues Tier, du Freund der Armen,
Esel, setzest fein den Fuß,
ach, dein Schrei ist zum Erbarmen,
scharr auf meiner Seele Grus.

Eule, deine wollige Schwinge,
die den Samt der Stille streift,
daß der Atemzug gelinge:
Weiche Lippe Blattgold greift.

Hündchen, deine treue Pfote,
auf das Knie gelegt mir leicht,
und dein Auge ist der Bote,
der mein graues Herz erreicht.

Auf dem First die Ringeltaube,
und ihr Gurren hüllt die Zeit
in des Himmels blaue Laube
wolkenloser Ewigkeit.

Schwalbe vor dem Ungewitter,
wenn ihr Flug das Netz zerreißt,
Distelfäden Dämmergitter,
wie ihr Schrei ins Leere beißt.

An der Wand die Schattenspinne
kriecht zum Winkel, wo sie webt
zierlich Werk in Dichters Sinne
und in Trance herniederschwebt.

Regenwurm im Saft der Erde,
vom Gebräu des Sommers naß,
daß mir Glanz wie deiner werde
und mein Lied vor Durst nicht blaß.

Falter, kommst du auch geflogen,
unerwartet augenschön,
hat der Duft dich nicht betrogen,
meiner Veilchen armes Flehn.

Sommernächtig Funkenstieben,
Grille kratzt das Dunkel wund,
mußt die ferne Fremde lieben,
und kein Kuß heilt deinen Mund.

 

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