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Die durchgeschnittene Seele

08.08.2019

Philosophische Sentenzen und Aphorismen

Die Luft auf Straßen und Plätzen, in den Cafés und Straßenbahnen ist voller Wahnpartikel, die bei den meisten ungefiltert ins Hirn dringen.

Zeitgenössische Kunst ist der Anus der Politik, der sich im Rhythmus öffentlicher Erregung aus- und einstülpt.

Daß die heutigen Pfaffen spirituelle Kastraten sind, beweist ihre Kapitulation vor einem religiösen Massenwahn, der die von ihm Befallenen nötigt, mehrmals täglich rituell Staub zu fressen.

Milliarden von Bakterien im Darm des Leviathans.

Sublime Gedanken haben ihr Glitzern vom Schweiß der Passion.

Massengeschmack oder die Idolatrie der Servilen.

Untergang der heimischen Kultur? Ach ja, sie haben dir in den Garten geschissen und eine Hermesstatue geköpft.

Der wohlgelittene, besorgte Nachbar wird einem zuwider, wenn er einmal zu oft klingelt.

Daß sie keine Unterschiede gelten lassen – geistloser Stumpfsinn oder moralische Heuchelei, gleichviel.

Der seelische Unterschied oder besser gesagt der Graben zwischen Mann und Frau resultiert aus dem Unterschied ihrer Physiologie; die Anzahl der fruchtbaren Eier sind eine der Huld und Obhut anheimgestellte natürliche Mitgift, die Unzahl der Samen, die ein Mannesleben lang aus den Gonaden sprudeln, besteht aus Geißeltierchen, die sich verantwortungsblind durch den Morast jedweder Gemeinheit schlängeln.

Buschmann und Börsianer, Hindu und Kopfjäger, Ptolemäer und Kopernikaner, Dichter und Journalist – Männer und Frauen.

Wie viele Glaubensüberzeugungen sind Messer, die wie Lämmergeier über dem Fleisch der Unschuld schweben.

Moralischer Tropismus oder Sonnenkult des Guten – doch die Wurzeln treiben im Dunkel.

Wozu darüber nachsinnen, wie ein Volk mittels Amputation der leprösen Gliedmaßen zu retten wäre, wenn jede Nachricht über sein politisches und kulturelles Dahinsiechen einen darauf stößt, daß die Hirnsubstanz zerfressen ist.

Die Gemeinen verachten das Edle, die Häßlichen das Schöne, die Lasterhaften die Unschuld, die Söhne des Chaos die Ordnung, die innerlich Zerrissenen die musikalische Harmonie und die Enterbten den alten Reichtum.

Die Stupidität des städtischen Lebens hintern den synthetischen Gardinen, auf den zugemüllten Straßen, unter den verschmierten Häuserwänden und den obszönen Lautsprechern der Supermärkte, vor dem dämonischen Flimmern der Bildschirme.

Das wilde, schöne Leben der Kindheit auf dem Lande unter den Gesängen des Regens auf dem Dach der mütterlich bergenden Laube, dem Zucken der Blitze auf freiem Feld, den betörenden Düften des herbstlichen Gartens.

Die feinsinnig und feinmotorisch Vertieften, der Weber und die Näherin, der Töpfer und der Bildschnitzer, der Gärtner und der Stillebenmaler – sie sind die Bewahrenden; die von Blut, Herz und den Aromen des Lebens Emanzipierten, die Schreiber und Pamphletisten, die Intellektuellen und Journalisten, die Partei- und Sektenbonzen – sie sind die Zerstörer.

Die Pädagogen, die ihre Zöglinge dem Sturm der Zweifel und Ungewißheiten aussetzen und sie im Sumpf der Freizügigkeit und Orientierungslosigkeit untergehen lassen, sind die eigentlichen Kinderschänder.

Dem fatalen Schnauzbart sei Dank, er füllt noch den geistig Enterbten die innere Leere mit der Illusion moralischer Überlegenheit.

Wäre unsere nichtige Existenz wie jene Schattenrisse blutleerer, halbverwester Puppen – doch von den Faltern, die ihnen entschlüpft sein könnten, sehen wir nichts.

Welche Genialität hat in jenem begnadeten Volk das Auge aufgeschlagen für den erhabenen Triumph der dorischen und den stillen Wuchs der ionischen Säule, für den grenzenlosen Ozean epischen Rauschens und die feinen Düfte lyrischer Blüten?

Das trügerische Gewäsch der Philosophen von der Wahrheit, die wir leider wie eine schnöde Vorortbahn wieder einmal verpaßt oder wie kleine Fische mit einem Netz nicht einfangen konnten, dessen Maschen zu grob geraten sind.

Warum den Schlafwandler auf dem schmalen Grat mit einem Zuruf wecken, wird er doch aufgeschreckt das Gleichgewicht verlieren und in den Abgrund stürzen. – Soviel zum moralischen Ansinnen der Aufklärung.

Demokratische Kunst ist eine contradictio in adiecto.

Künstlerische Freiheit und Größe gedeihen nicht im Morast staatlicher Alimentierung und Bevormundung, wohl aber in der lichten Atmosphäre kunstsinnigen Mäzenatentums.

Die große Kunst, ob die hohe Lyrik eines Goethe und George oder die sinfonische Dichtung eines Beethoven, Bruckner und Mahler, durchzieht wie ein versteckt fließender Bach die üppig blühende Au die Reminiszenz volkstümlichen Sinnens, Sagens und Singens.

Mit dem Absterben der volkstümlichen Wurzeln verlischt auch die Blüte der hohen Kunst.

Der Traum der Kunst fluoresziert nicht in der Dämmerung wie ein Pilz auf dem morschen Stamm des Problematischen.

Es gibt keine tiefen Probleme oder unauflöslichen Fragen; was uns so vorkommt, sind Verknotungen unserer Sprache, in denen das Blut des Sinnes stockt.

Der heitere, gelöste Geist ist die Antwort, die den Dunst müßiger Fragen nach dem Sinn des Daseins lichtet.

Das unendlich aus und in sich mäandernde Band des keltischen Ornaments hat keinen Anfang, keine Mitte und kein Ende.

Die kurzen Musikstücke Anton von Weberns sind der auf den irisierenden Tropfen des Augenblicks kondensierte lange Atem einer Sinfonie Mahlers oder Bruckners.

Schneide den Wurm entzwei, er ringelt sich weiter und wächst ins Ganze zurück; so auch die Seele, die wie die Mandelbrot-Menge oder die Monade des Leibniz in jedem ihrer Teile sich ganz enthält.

 

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