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Ein paar Veilchen später

19.10.2020

Wogender Sommer,
Schwirren blauer Luft,
im Dunkel Blütenlicht.

*

Ein paar Veilchen später
ist die Seele krank,
geht das Wort am Stock.

*

Ein feiner Riß,
wie unterm Druck der Nacht,
geht durch das Schweigen.

*

Eine Biegung weiter
steht die Birke nackt
vor dem leeren Teich.

*

Das Summen der Zeichen,
funkelnde Mücken
um eine faule Frucht.

*

Kerzen links und rechts,
geschwärzt und blind
das Bild inmitten.

*

Äonen und Epochen,
vergilbte Briefe, schüttre Locken,
im Schrank verlegte Spangen.

*

Wo sich die Wege kreuzen,
trifft der Suchende auf sein Ebenbild,
das mit leeren Händen heimkehrt.

*

Morgengesang des Wassers,
Abendschrei des Kranichs,
einsamer Wind der Nacht.

*

Frühling, flatterndes Lied,
wogende Ode Sommer,
Winter, kühle Terzine.

*

Knabe mit der Schleuder,
Mann mit der Flinte,
an Krücken der Greis.

*

Verklungen der Kranichschrei,
Tropfen an den Scheiben,
o südliches Wort.

*

Drängt auch die Träne schon,
hebe den Blick einmal noch
übers dämmernde Schilf.

*

Der einsame Waller im Schnee
sieht von ferne Licht im Fenster
und wendet sich ab ins Dunkel.

 

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