Jamben auf die frühen Wirren
Welch seltsames Gemisch (halt dir die Nase zu)
von Veilchenduft und Elendsdung,
der noch wie bäurischen Geschickes Ironie
ihm an lackierten Schuhen klebt,
umschwebt den geckenhaften Schwadroneur.
Die Nickelbrille flügelt auf
dem Nasenjoch, die schwarze Lederweste schmiegt
sich speckig an die Hühnerbrust.
Als habe ihm den Blondschopf Meerfahrt ausgebleicht,
als tränk das Auge noch Azur,
und war, ein Hasenherz, doch nie an Hellas’ Strand,
schielt bangend er nach links und rechts,
ob jene auch, auch sie verweilt im Seminar,
und räuspert sich, hat seinen Quark
der Herr Professor Schmidt zum frühen und
zum Marx des Kapitals, dem Bruch
der Episteme, wie’s der Hohepriester aus
Paris, der Gattenmörder, nennt,
breit ausgewalzt, steht ruckend auf, die Brille rutscht,
er schiebt sie nonchalant zurück,
und man vernimmt ein krauses Kauderwelsch,
Adornos Zwielicht-Idiom,
vermengt wie die Satura mit Fruchtallerlei,
im Rausch der Nacht gepflückt
im leider unbewachten Garten Hölderlins,
und radebrecht von Brot und Wein, vom Göttermahl,
dem wahren Bruch der falschen Zeit.
Der ist nicht ganz bei Trost, denkt sich der dicke Schmidt,
ist noch nicht nüchtern in der Früh,
und in der Runde sieht man, wie sie feixen und
die Augen rollen, mancher gähnt,
doch er bleibt unbeirrt, ein trunkener Prophet,
dem Lorbeer kitzelt schon die Stirn.
Doch der verkannte Vates ist ein armer Hund,
hat sich in diesen Vamp verliebt,
ein Schönchen aus den Westend-Villen, die niemals
im Seminar nach ihm geblickt,
ihn keines Worts gewürdigt, wenn er auch, o Scham,
ihr in den Kasten ein Gedicht
geworfen, ohne seinen Namen, Gott sei Dank,
den Philosophendialekt
gepaukt, und seine Mundart ganz zersetzt, verpantscht.
Sie aber wußte es genau,
und hat auf dem Semesterabschlußfest getanzt
mit einem unbebrillten Kerl,
vor seinen Augen, engumschlungen, ihren Schoß
an ihn gepreßt, die Zunge, rot
und lang, ihm grinsend hingestreckt, gestreckt.
O laß es sein, schmink es dir ab,
rät dir der Dichter, der Diotima im Wach-
traum sang, hat auf Susette er auch
geschaut, du liebe selbst die eigne Anima,
die aus dem Dunst der Angst dir steigt.
Und fühlst du noch die Glut, scheu nicht die Einsamkeit,
den Haken, der die Asche schürt.
O schweres Glück, zur Muttersprache heimgekehrt,
zerfällt dir der Jargon der Zeit.
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