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Muschelschaum

03.07.2025

Wort, welch dunkler Trost,
nicht durch Zauberklang,
nicht durch tiefen Sinn,
sondern, wenn der Mund,
dem es jäh entschlüpft,
Edens Pforte gleich,
wieder hinter ihm
seufzend sich verschließt.

*

Der Tropfen zögert
am Rand des Blatts.
Schau süßes Glänzen
der Vergänglichkeit,
bevor er in das Dunkel fällt.

*

Üppig aufgesprossen
um die Initiale
eines Stundenbuchs,
Ranke, dämmerblättrig,
hat sie überwuchert,
Atems hohen Anlaut
schon erstickt.

*

Die Hand sucht eine Hand,
heimzufühlen in der fremden.
Das Wort sucht ein Gedicht,
wie Noahs Taube einen Zweig.
Der Mund sucht einen Mund,
selbander zu erklingen.
Das Wort sucht einen Reim,
das Wehn der Schwesterschwinge.

*

Schweigen heißt am Grund
Flechte, Moos und Stein.
Darin gräbt und wühlt,
Klaue, Kralle, Hand,
bis das Dunkel ächzt.

*

Du stehst an Babels Wassern,
die dunklen Strudel schwemmen
ans Ufer trüben Glanz,
Fibeln, Gemmen, Siegel.
Laß liegen sie im Schilf.
So säumt den Strom der Sprache
der Oden Muschelschaum.

 

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