Mutterglück
Schwarzes Kostüm, grindig verfleckt
das eine Schulterpolster,
der schwarze Schuh an der Sohle goldbeschlagen,
als gelte es, Kot und Unrat zu beschämen.
Die braunen Augen rollen.
Der Mund scheint aufgequollen.
Das Balg im Kinderwagen bäumt sich –
der Blicke weinerliches Bohren.
Die dürre Schwester trudelt, ein Federbällchen,
durch die Warteschlange.
Kein innres Band spannt sich zur Mutter hin:
Dies Kinderherz ist leer,
ist eine Frucht, zu früh vom Ast geschüttelt,
halb angefault.
Ungeliebtes zeugt die Pein:
hassen müssen, hässlich sein.
Das Mädchen tippt an die Scheibe des Fahrkartenautomaten,
weil die Sensorik ihm willfahrt.
Mit Furienkrallen umgreift die Mutter den Zopf
und schleppt das zarte Ding
wie eine Sklavin über den halben Bahnsteig.
Sie faucht und grollt,
sie greint und schmollt.
Durch wessen Seele geht hier nicht ein Schnitt?
Keiner rührt sich, alles starrt zu Boden.
Ungeliebtes zeugt die Pein:
hassen müssen, hässlich sein.
Dem Mädchen weiten sich die Augen –
kein Laut, kein Schrei.
So stumpf ist es, so leer, so leer.
Dann stellt die Dürre sich breitbeinig hin
und spritzt aus ihrer bunten Tüte
zuckrigen Saft vor der Mutter Füße.
Sie faucht und grollt,
sie greint und schmollt.
Ohne Scham rückt das Kind den alten Weiblein
auf den Leib und schielt in ihre Einkaufstüten,
mit krummem Finger macht sie einen Spalt
und späht.
So wird sie später lange Finger machen,
der Freundin den Kerl ausspannen,
den Kerl kalt abservieren.
Ungeliebtes zeugt die Pein:
hassen müssen, hässlich sein.