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Niedergetretenes Gras

30.07.2025

Müde sitzt du auf deiner Bank,
und gedenkest der Toten.
Doch wo die Erde sie birgt,
will deine Schwermut nicht wissen.
Geisterhafter Gesang tropft
nieder vom Laubwerk der Eiche.
Seufzend streckst du dich aus,
schaust ins dämmernde Wirrwarr
herbstlich geröteter Blätter.

Und dir träumt, ihr ginget wie einst
Hand in Hand in den Abend
still die Pfade am Ufer entlang.
Schilfrohr, wie bang es erzittert,
Wasser, wie dunkel es schluchzt.
Zwei sich zag umschlingende Schatten
wandern im Schneelicht des Monds,
der auf die Strömung herabschwebt,
um bald unterzutauchen.
Dunkelnder Duft nur war,
was sie zu dir gesprochen,
einer Rose, die willig verglüht.
Blassenden Tau nur gab,
was sie kraftlos umkoste,
dein verschleierter Blick.

Vogel, der plötzlich verstummt,
hat im Traum wohl gesungen.
Reglos starret das Laub,
schwarz sind jetzt seine Blätter.
Ferne gehet der Strom,
grauen Schaum zum Abgrund hin wälzend.
All das Schilf ward gemäht,
moosgrüner Pfad wich Asphalt.
Reckst du auf dich, aber wozu,
ausgeträumt zu dämmern am Tage,
schlaflos zu geistern bei Nacht.
Hinter dir gilbt der Erinnerung
niedergetretenes Gras.
Heimatlos torkelst du heim
in ein fremdes Zuhause.
Und kein Sternbild erscheint,
andere Wege zu weisen.

 

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