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Daphne-Variationen

08.04.2022

I

Von der Sonne gejagt,
geritzt von goldenen Blicken,
um zu erstarren,
grünend,
an tröstlichen Wassern.

II

Dorther, wo sich bricht ins Trübe der Strahl,
ermattend in wogendem Tang,
wo das Lied des Tages verdämmert,
von glucksenden Blasen genarrt,
dem Lachen schiefmäuliger Fische,
aus raunender Ahnen Strom
kam die Wunder-Verwandlung.
Barg sie der schilffeuchte Hauch,
der dir kühlte die Glut,
war es bitterer Schaum,
der um den Fuß dir, den eingetunkten,
nächtlich geknistert?

III

Läßt Eros einzig die edlere Geste des Abschieds,
dem Schmerz der Entsagung erblüht
aus dem unendlichen Abstand
zwischen Sehnsucht und Bild,
einzig, was im sinkenden Strahl
grünender flüstert,
das unbeschreibliche Blatt,
leuchtend am Schattengezweig,
den Ruhm, Sonne der Nacht zu sein,
dem aus der Klage erwachten Gedicht?

IV

Herrlicher schimmerst du dir allein,
jungfräulich schöner am Ufersaum,
und reiner rinnt als purpurner Wein
von deinem Blatt Apollons Schaum.

Keuscher rührt der Sonne Kuß,
wenn der Strahl durch Wolken dringt,
und schwillt im Abendlichte der Fluß,
Schmerz, von Schatten gedämpft, er singt.

V

Kein Flügel hob dich rettend hinan,
zu Wurzeln faserten aus deine Füße,
und was dir schüttelte Gold auf die Schulter,
die Locke wand sich ins wallende Laub.

Aus der Schale des Schoßes entsprossen,
azurne Lüfte zu saugen, zart gefiederter Zweig.
Tränen aber, angstfeuchte Gluten, wurden,
die keimenden Blätter zu kühlen, Tau.

Stumme Rinde verschließt wie ein Rätsel,
Ring um Ring sich erinnernd, dein Herz,
und dir blieben vom Stampfen der Chöre
schmerzloser wehend die Lieder des Winds.

 

Siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Apollo_und_Daphne

 

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