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Poiesis

23.03.2021

Aus fahlen Schwaden, Nebelbänken falten
sich auf amöbenweich an Armen, Beinen
versunkner Schauer wölkende Gestalten,
und graue Lymphen ballen sich und weinen.
Wir wollen ihre Glieder, die noch fließen,
mit Blicken binden und in Formen gießen.

Es zittern Halme auf aus braunen Schlacken,
ein Hauchen streut sich Veilchen auf die Krumen,
schon rinnen Locken über weichem Nacken,
und Anmut pflückt und windet sich die Blumen.
Wir wollen ihre Hände, scheue Schwalben,
mit Küssen halten und mit Versen salben.

Ein Rascheln wie von Blättern, herbstlich-roten,
ein dumpfes Tröpfeln wie auf Schieferplatten,
als wären Schritte es von hohen Toten,
als wären Stimmen es von sanften Schatten.
Wir wollen ihre Seelen, die noch tönen,
in Teiche leiten und mit Blüten krönen.

Wie Mücken, die erglühter Mond entzündet,
so schwirren Funken kaum gefühlter Dinge,
wie eine Knospe, in die Mondtau mündet,
so trieft der Ahnung feuchte Schwanenschwinge.
Wir wollen ihre Keime, die noch leben,
wie Perlen reihen und zur Sonne heben.

Und manchmal glotzt Chimaira auf den Schwellen,
im Abgrund wimmelt es von schwarzen Flocken,
und manchmal gluckst die Nacht aus Aberquellen,
die dürren Zungen will ein Lallen locken.
Wir wollen uns vor Dämons Odem hüten,
und schweigend sinnen vor den Lilienblüten.

 

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