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Rabindranath Tagore, Fireflies 221–256

11.10.2018

221

Day with its glare of curiosity
puts the stars to flight.

222

My mind has its true union with thee, O sky,
at the window which is mine own,
and not in the open
where thou hast thy sole kingdom.

223

Man claims God’s flowers as his own
when he weaves them in a garland.

224

The buried city, laid bare to the sun of a new age,
is ashamed that it has lost all its songs.

225

Like my heart’s pain that has long missed its meaning,
the sun’s rays robed in dark
hide themselves under the ground.
Like my heart’s pain at love’s sudden touch,
they change their veil at the spring’s call
and come out in the carnival of colours,
in flowers and leaves.

226

My life’s empty flute
waits for its final music
like the primal darkness
before the stars came out.

227

Emancipation from the bondage of the soil
is no freedom for the tree.

228

The tapestry of life’s story is woven
with the threads of life’s ties
ever joining and breaking.

229

Those thoughts of mine that are never captured by words
perch upon my song and dance.

230

My soul to-night loses itself
in the silent heart of a tree
standing alone among the whispers of immensity.

231

Pearl shells cast up by the sea
on death’s barren beach,—
a magnificent wastefulness of creative life.

232

The sunlight opens for me the world’s gate,
love’s light its treasure.

233

My life like the reed with its stops,
has its play of colours
through the gaps in its hopes and gains.

234

Let not my thanks to thee
rob my silence of its fuller homage.

235

Life’s aspirations come
in the guise of children.

236

The faded flower sighs
that the spring has vanished forever.

237

In my life’s garden
my wealth has been of the shadows and lights
that are never gathered and stored.

238

The fruit that I Have gained forever
is that which thou hast accepted.

239

The jasmine knows the sun to be her brother
in the heaven.

240

Light is young, the ancient light;
shadows are of the moment, they are born old.

241

I feel that the ferry of my songs at the day’s end
will bring me across to the other shore
from where I shall see.

242

The butterfly flitting from flower to flower
ever remains mine,
I lose the one that is netted by me.

243

Your voice, free bird, reaches my sleeping nest,
and my drowsy wings dream
of a voyage to the light
above the clouds.

244

I miss the meaning of my own part
in the play of life
because I know not of the parts
that others play.

245

The flower sheds all its petals
and finds the fruit.

246

I leave my songs behind me
to the bloom of the ever-returning honeysuckles
and the joy of the wind from the south.

247

Dead leaves when they lose themselves in soil
take part in the life of the forest.

248

The mind ever seeks its words
from its sounds and silence
as the sky from its darkness and light.

249

The unseen dark plays on his flute
and the rhythm of light
eddies into stars and suns,
into thoughts and dreams.

250

My songs are to sing
that I have loved Thy singing.

251

When the voice of the Silent touches my words
I know him and therefore I know myself.

252

My last salutations are to them
who knew me imperfect and loved me.

253

Love’s gift cannot be given,
it waits to be accepted.

254

When death comes and whispers to me,
‘Thy days are ended,’
let me say to him, ‘I have lived in love
and not in mere time.’
He will ask, ‘Will thy songs remain? ‘
I shall say, ‘I know not, but this I know
that often when I sang I found my eternity.’

255

‘Let me light my lamp,’
says the star,
‘and never debate
if it will help to remove the darkness.’

256

Before the end of my journey
may I reach within myself
the one which is the all,
leaving the outer shell
to float away with the drifting multitude
upon the current of chance and change.

 

Glühwürmchen 221–256

221

Der Tag jagt mit seinem neugierig glotzenden Blick
die Sterne in die Flucht.

222

Mein Geist vereinigt sich wahrhaft mit dir, o Himmel,
wenn ich an meinem Fenster stehe,
und nicht im Freien,
wo allein du König bist.

223

Der Mensch sieht Gottes Blumen für eigene an,
wenn er sie in einen Kranz flicht.

224

Die verschüttete Stadt, freigelegt für die Sonne eines neuen Zeitalters,
ist beschämt, weil sie all ihre Lieder verloren hat.

225

Gleich der Pein meines Herzens, das seit langem seinen Sinn entbehrte,
haben sich die Sonnenstrahlen, ins Dunkel gehüllt,
unter den Erdboden versteckt.
Gleich der Pein meines Herzens unter der plötzlichen Berührung der Liebe
wechseln sie ihren Schleier beim Ruf des Frühlings
und kommen heraus in einem Maskentanz aus Farben,
Blumen und Blättern.

226

Die leere Flöte meines Lebens
wartet auf ihr letztes Lied
wie das frühe Dunkel,
bevor die Sterne aufgehen.

227

Die sklavische Fessel der Erde abzuschütteln
bedeutet keine Freiheit für den Baum.

228

Der Wandteppich mit der Geschichte des Lebens
ist aus den Fäden des Lebens gewebt,
die sich ewig umschlingen und wieder reißen.

229

Meine Gedanken, jene, die sich von Worten nicht einfangen lassen,
thronen auf meinem Lied und tanzen.

230

Meine Seele verliert sich diese Nacht
im schweigenden Herzen eines Baumes,
der einsam steht unter dem Raunen der unermesslichen Weiten.

231

Perlmutterne Schalen, ausgeworfen vom Meer
an die öde Küste des Todes –
eine prachtvolle Verschwendung schöpferischen Lebens.

232

Das Sonnenlicht öffnet mir das Tor der Welt,
das Licht der Liebe ihren Schatz.

233

Mein Leben bringt wie das Flötenrohr mit seinen Löchern
durch die Risse in seinem Hoffen und Gelingen
ein buntes Farbenspiel hervor.

234

Laß nicht zu, daß mein Danklied an dich
mein Schweigen um seine tiefere Huldigung bringt.

235

Die Hoffnungen des Lebens
kommen zu uns, als Kinder verkleidet.

236

Die verblaßte Blume seufzt,
daß Frühling hinschwand für immer.

237

In meines Lebens Garten
reifte mir Fülle aus Schatten und Lichtern,
die ich nicht geerntet und gehortet habe.

238

Die Frucht, die ich mir für immer erwarb,
ist jene, die du genommen hast.

239

Der Jasmin weiß, die Sonne ist ihr Bruder
im Himmel.

240

Das Licht ist jung, das alte Licht;
Schatten sind für den Augenblick, sie werden alt geboren.

241

Ich ahne, die Fähre meines Lieds wird mich am Ende des Tages
zur anderen Küste bringen,
von wo aus ich sehen werde.

242

Der Schmetterling, der von Blüte zu Blüte gaukelt,
bleibt immer mein,
den ich mit dem Netz einfing, verliere ich.

243

Deine Stimme, freier Vogel, kommt in mein Schlummernest,
und meine trunkenen Schwingen träumen
von einer Reise ins Licht
über den Wolken.

244

Ich komme nicht hinter die Bedeutung meiner Rolle
im Spiel des Lebens,
denn ich kenne die Rollen
meiner Mitspieler nicht.

245

Die Blume verliert all ihre Blüten
und findet die Frucht.

246

Ich streue meine Lieder hinter mich
in den Flor des immer wiederkehrenden Geißblatts
und die Freude des südlichen Winds.

247

Tote Blätter, verlieren sie sich auch in der Erde,
nehmen teil am Leben des Waldes.

248

Immer sucht der Geist seine Worte
in seinen Klängen und seinem Schweigen
wie der Himmel in seiner Dunkelheit und seinem Licht.

249

Das verborgene Dunkel spielt auf seiner Flöte
und der Rhythmus des Lichts
strömt in Sterne und Sonnen,
in Gedanken und Träume.

250

Meine Lieder singen nur davon,
daß ich Deinen Gesang geliebt habe.

251

Wenn die Stimme des Schweigenden meine Worte umhaucht,
kenne ich ihn und so kenne ich mich selbst.

252

Meine letzten Grüße gehen an jene,
die meine Schwächen kannten und mich liebten.

253

Das Geschenk der Liebe kann man nicht schenken,
sie wartet darauf, angenommen zu werden.

254

Tritt der Tod an mich heran und flüstert:
„Deine Tage sind vorüber“,
laß mich zu ihm sagen: „Ich habe in der Liebe gelebt
und nicht nur in der Zeit.“
Er wird fragen: „Werden deine Lieder bleiben?“
Ich sage ihm dann: „Ich weiß es nicht, ich weiß nur,
daß ich oft, wenn ich sang, meine Ewigkeit fand.“

255

„Laß mich deine Lampe entzünden“,
spricht der Stern,
„und frage dich niemals,
ob dies dir hilft, die Dunkelheit zu überwinden.“

256

Möge ich vor dem Ende meiner Fahrt
zu dem einen, der das All ist,
in mir selbst gelangen,
dann lasse ich die äußere Schale
mit all dem anderen Treibgut auf dem Strom
von Wechsel und Wandel hingleiten.

 

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