Unkraut sprach zur Rose
Unkraut sprach zur Rose:
„O du makellose
Sonne sanfter Liebe
bin ich nur ein Kraut,
das man um bald haut
mit dem schnöden Hiebe,
bücke mich ja ganz
unter deinen Glanz,
darf an dir verehren,
welche reiche Gunst
schenkt die Menschenkunst,
will mich nicht beschweren,
daß mich Erde hüllt,
der dein Ruhm entquillt.“
Rose sprach zum Kraute:
„O du staubergraute
Tochter roher Keime,
kannst du auch nicht ranken
zart um Herz-Gedanken,
bist doch wert der Reime
und der Sonne Kind,
wie wir Rosen sind,
will an dir verehren,
welche reiche Gabe
dein Verscheiden habe,
wirst mein Prangen nähren,
wenn dich Erde hüllt,
blühtest sinnerfüllt.“
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