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Wehmut des Sommers

08.09.2017

Alkäische Strophe
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Aus Märzenbechern tropfte das Licht so bang,
die Erde wand sich unter den Laken Schnees,
die schon in Moos und Farne glitten,
lautlos zersplitterte Mondes Scheibe.

Kein Vogel sang im Nebel, den Rauhreif blies
wie Schlaf von Fenstersimsen der Wind. Du gingst
allein entlang an Gräbern, Namen,
Seelen unlesbar wie Wahngestöber.

Doch Frühling kam und brach durch das Herzgezweig
mit leisen Worten schmerzlichen Lebenssinn.
Die Rose hielt das Glück geheim in
Tränen, die langsam zur Krume rollten.

Und hob der Sommer goldene Blumen nicht
aufs Wasser grüner Seufzer, und war von Mund
zu Mund nicht Liedes Hauch die Brücke,
bebte sie auch wie Gespinst im Zwielicht?

Doch Wehmut troff im Safte der Reben dir
ins Herz, es ritzten Schwalben durchs Abendrot
die zarten Muster deiner Trauer,
Abschied war schmeckbar im Fleisch der Birnen.

 

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