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Einsprüche

17.12.2020

Philosophische Sentenzen und Aphorismen

Sie klatschen dir einen Haufen Kot auf die Schwelle und behaupten, das sei Kunst. Wenn du jetzt die Nase rümpfst, verketzern sie dich und klagen dich des Hochmuts an, der Intoleranz und reaktionärer, als Feinsinn getarnter Verachtung des Primitiven und Authentischen, des Bekenntnisses zu einem elitären Kunstbegriff.

Der Krakeeler gilt für den wahren Sänger, die Nervensäge für empfindsam, der spätpubertäre Laller für einen neuen Klopstock, der pickelnarbige Schmarotzer und rotnasige Tippelbruder für das strahlende Idol erfüllten Lebens.

Wenn der Schwarze den kleinen Laden eines Weißen ausraubt, nachdem er ihn abgestochen und seine Tochter vergewaltigt hat, gilt dies für einen Akt der Rebellion und Befreiung, ist es umgekehrt und ein Weißer begeht die Tat, sprechen alle mit großer Entrüstung von einem abscheulichen Akt der Menschenverachtung und des Rassismus.

Eine Gruppe, die sich dank der Förderung der Dummdreisten und Degenerierten das eigene Grab schaufelt.

Höflichkeitsbezeigungen gegen eine Frau gelten für abschätzig, sexistisch, verwerflich.

Des Dichters Ode auf Frauenschönheit und weibliche Anmut wird als Zeichen toxischer Männlichkeit dekonstruiert oder gleich aus dem Schulbuch verbannt.

Prophetische Gabe und geniale Schöpferkraft werden Titel für Einsamkeit und innere Emigration.

Reim, harmonische Fügung, geballter Rhythmus, metaphorisches Ranken- und Schattenspiel sind in den Augen und Ohren der Medien-Intellektuellen, also der Gralshüter des ästhetischen Grobianismus der Massen, Zeichen für Rückständigkeit und Neurose, der Flucht vor der bösen Welt in Sentimentalität und Kitsch.

Bilder und Klänge, die unseren Feinsinn verletzen, unsere Nerven foltern und unsere logischen Instinkte zerrütten, können und wollen wir nicht für genießbar und einsichtig halten, nicht für Werke, die unser Leben reicher und unsere Vernunft lebendiger machen.

Die staatliche und institutionelle Förderung von Kunst und Kultur ist die Ursache ihrer Degeneration.

Der Kult des Armen, des Verrückten, des Perversen ist ein Verfallssymptom der christlichen Moral oder der mißverstandenen christlichen Lehre.

Die Talentlosen lärmen auf der vorderen Bank, der Begabte langweilt sich auf der letzten.

Die allgemeine Schulpflicht und die mentale Kontrolle des Unterrichts in Schulen und Akademien durch den Staat führen zur Nivellierung des geistigen Niveaus und aller kulturellen Standards.

Die allgemeine staatliche Wohlfahrt zerstört die Selbstachtung des einzelnen.

Das Leiden Nietzsches, Hölderlins, van Goghs beruht nicht auf den fatalen Auswirkungen einer bösartigen und kriminellen Umwelt, sondern war ihr fruchtbares Verhängnis, ihre schreckliche und wunderbare Form des Auserwähltseins.

Die Welt toto coelo anders zu wollen, als sie ist, dieses mentale Virus schädigt die Vernunft, diese Nervenschwäche schmeichelt einer faulen Moral.

Die Auslese, Bevorzugung und Förderung des Wertvollen, Gedeihlichen, Seltenen ist die Maxime sowohl der Kunstlehre als der Ethik.

Wenn der Leib spricht und das Herz singt, verstummen die Gespenster.

Wer sein eigenes Glück befördert, macht sich verdienter als einer, der im Unglück der anderen versinkt.

Wie, das eigene Glück befördern? – Schon meldet das schlechte Gewissen seinen Einspruch an.

Doch der Einspruch der vulgären Moral beruht auf der falschen Rechnung, die jeweils gegenüber der Habenseite gewonnenen eigenen Glücks auf der Verlustseite den Mangel an Glück oder das Unglück eines anderen auflistet.

Glück aber ist ein komplexer Begriff und nicht nur der Name für einen Gefühlszustand; denn Glück, Erfüllung, Steigerung des Daseins sind immer auch die Wirkung ausgehaltenen, überwundenen oder sublimierten Leids, ähnlich wie Einsicht und Vernunft das Ergebnis des Kampfes gegen geistige Verwirrung oder den Wahnsinn darstellen können.

Der Prophet ersteigt einsam jene Höhe, auf der ihm sein Gott die Tafeln neuer Sprüche darreicht.

Immer nur auf Augenhöhe mit einem realen oder imaginären Du sich bereden, verengt den Horizont, von dem die Brandung einer anderen Rede herüberrauscht.

Der von den Zuschüssen der staatlichen Ordnung gemästete Künstler, der mit seinen delirierenden Werken von Chaos und Anarchie kündet.

Der Politkommissar und der anarchische Künstler – Brüder im Geiste.

Der Begriff der öffentlichen Meinung schließt aus, daß es keine Zensur gibt, der Begriff der Kunst, daß ihre vollkommenen Werke massentauglich sind, der Begriff der Gesellschaft, daß die Verteilung ihrer Güter gerecht und gleich ist.

Die feinnervige Hand ist die physische Instantiierung des Talents eines Chirurgen oder eines Pianisten.

Unsere Ambitionen sind im besten Falle das Echo der physischen Instantiierung unserer Talente, wie der Wunsch, einmal Sänger, Maler, Koch oder Sommelier zu werden.

Der Glaube, alle seien für alles begabt, bezeugt die stupide Unempfänglichkeit für den Geist, der weht, wo er will.

Wer fordert, daß wir unsere Türen nicht abschließen und unsere Grenzen nicht wahren, ist ein Komplize von Dieben und Räubern.

Die Künder und Wächter der staatlich verordneten Moral beschneiden oder verhindern die Möglichkeit der von ihnen Eingeschüchterten, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen.

Die heuchlerisch und salbungsvoll Selbstopfer und allgemeine Caritas predigen, wollen Gut und Geld verteilen, das ihnen nicht gehört.

Wer durch Disziplin, Arbeit, Einsatz seiner physischen und moralischen Kräfte zu Vermögen kam oder zur Bewunderung der Eingeweihten für erlesene Werke, wird niedriger Motive oder betrügerischer Machenschaften verdächtigt; der licht- und arbeitsscheue Scharlatan, der mittels faulen Zaubers und blendender Gaukeleien ins Rampenlicht kommt, wird bewundert und dekoriert.

Die einen wissen nicht, was sie sind, die anderen glauben, es zu sein. Und oft sind es dieselben.

Die Bipolarität von männlichem und weiblichem Geschlecht zu leugnen – eine sich fortschrittlich gebende Form infantiler Regression.

Jeder hat das Recht, den anderen nicht verstehen zu wollen.

Die salbungsvolle Predigt allgemeiner Toleranz ist ein Symptom geistiger Impotenz und eines sich edel dünkenden Masochismus.

Wir haben das Recht, den Kater, der des Nachts brünstig in einer Weise jammert, die unserem ästhetischen Empfinden Hohn spricht, vom Hinterhof zu verscheuchen.

Wir können nicht dulden, daß unfähige Ingenieure die Brücke bauen, über die wir heil ans andere Ufer gelangen wollen.

Wir dürfen guten Gewissens die Zecke, die unser Blut saugt, die Mistel, die unseren Obstbaum verunziert, den Schwätzer, der uns ins Essen und ins gute Leben quatscht, beiseiteschaffen.

Den Unsinn der Dummheit und den Gestank der Perversion müssen wir zwar als unausrottbar hinnehmen, aber kein moralisches Gebot kann uns verpflichten, sie zu tolerieren, wenn wir ihnen aus dem Weg gehen können.

Algorithmen kann man entwerfen, aber keine natürlichen Sprachen.

Der Kosmos, wie er ist, ungeheuerlich und phantastisch, die Natur, wie sie ist, rätselhaft, schön und grausam, das Schicksal, Mann oder Frau, schön oder häßlich, begabt oder unbegabt zu sein – dies sind die Mächte, angesichts derer der Kleingeist in die Hose macht, der Moralapostel sein Lamento anstimmt und der Fanatiker seine Umsturz- und Heilspläne ausbrütet.

Hat ein Autor, den wir Homer nennen, die Odyssee geschrieben? Ja und nein. Eine überragende Intelligenz und fein verästelte künstlerische Sensibilität waren am Werk, um den großen Stoff zu formen, zu gliedern, sangbar zu machen. Aber was in dem Epos wogt und rauscht, das Lied des Meeres, was in ihm dämmert und leuchtet, die Gestalt der Götter, was in ihm träumt und sinnt, die Seele des einsamen Schiffbrüchigen, quillt aus dem dunklen Brunnen der kollektiven Erinnerung, den die Muse bewacht.

 

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