Ars poetica parva
Ist sie staubig auch und haust verkannt,
sieh, der Distel blauen Sommerblicke.
Hat der Rose Duft sie nicht, der bannt,
summend fliegt die Hummel doch zur Wicke.
Pflückt sie niemand im Oktoberlicht,
Äpfel glühen aus dem Schattenlaube.
Haben sie der Beere Schimmer nicht,
gurrend pickt die Körner auf die Taube.
Fließt ein Rinnsal er im schmalen Bett,
feuchtet weicher Vers doch Veilchenaugen.
Schaum der Katarakte macht ihm wett,
daß an seinen Lilien Bienen saugen.
Kann er auch nicht wie sein Bruder Rhein
brausen und das Salz der Ferne schmecken,
wächst an seinem Ufer süßer Wein,
mag sein Plätschern zarte Wünsche wecken.
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