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Walther von der Vogelweide, Uns hât der winter geschât

12.09.2016

Uns hât der winter geschât über al:
heide unde walt sint beide nû val,
dâ manic stimme vil suoze inne hal.
Saehe ich die megde an der strâze den bal
werfen, sô kaeme uns der vogele schal.

Möhte ich verslâfen des winters zît!
wache ich die wîle, sô hân ich sîn nît,
daz sîn gewalt ist sô breit und sô wît.
Weiz got, er lât ouch dem meien den strît:
sô lise ich bluomen, dâ rîfe nû lît.

 

Uns war der Winter schädlich überall:
Heide und Wald sind blaß von Verfall,
verflogen ist süßer Stimmen Widerhall.
Säh ich nur schon Mädchen werfen den Ball
auf der Straße, kehrte heim bald Vogelschall.

Könnt ich nur verschlafen des Winters Zeit!
Wach ich, quält mich Verdrießlichkeit,
weil seine Macht so groß ist und weit.
Weiß Gott, er wird vorm Mai einknicken im Streit:
Dann lese Blumen ich auf, wo jetzt es schneit.

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